Norbert Weiss
Schuhmuseum: Trenkers Stiefel
Im gläsernen Kasten
Schön ausgeleuchtet:
Das kernige Ungeheuer.
Zwiefach genäht, haselnuss
Braunes gewienertes
Leder, keimfrei,
Glänzend wie Butter.
Geschnallt und gebügelt
Mit Haken, mit Ösen und
Wulstigem Senkel.
Nur überm Spann in den
Falten, den winzigen Rissen
Nistet noch immer und ruft
Und hat einen Namen,
Die Sehnsucht, das
Matterhorn oder Lenis
Lüsterner Schuh in
Der Nachbarvitrine
Norbert Weiß, geboren 1949 in Dresden, lebt in Dresden. Gedichtbände: Von den Hügeln herab 1994; Herbstreise 2001; Nahe Mohatsch 2008
Das Gedicht ist abgedruckt in der Anthologie: Es gibt eine andere Welt
18.11.2011