Thomas Kunst
Am Samstagabend wollen wir uns zu zweit
Am Telefon betrinken, wir allein,
Wir essen, saufen, lassen keinen rein
Und sagen alles ab in dieser Zeit.
Wir sind gewaschen, eingecremt, rasiert,
Ich weiß, wie du im Bademantel liegst
Und ohne Gürtel nur die Hälfte wiegst,
Wir schütten immer mehr, was auch passiert:
Wir wollen uns, es wird in Bonn bald Winter,
Im Pathos, gegenüber, Kalb und Schnee,
Salate, Hirten und die gleichen Lieder.
Sobald du mir vom Tod erzählst, beginnt er,
Verzeih mir, daß ich dich am Samstag seh,
Und wenn du nicht allein bist, fahre ich wieder.
Thomas Kunst, geboren 1965 in Stralsund, lebt in Leipzig. Gedichtbände (Auswahl): Der Schaum und die Zeichnung vom Pferd 1998; Was wäre ich am Fenster ohne Wale 2005; Estemaga 2008; Legende vom Abholen 2011
Das Gedicht ist abgedruckt in der Anthologie: Es gibt eine andere Welt.
24.03.2011