Kerstin Becker
„Das Herz, dieser Käfer ohne Augen, riesig
dieser Kafka-Käfer, rennt in Panik durch sein Labyrinth.“
Anne Sexton
Aus der Kirche steigen akustische Rauchzeichen
Noten fliegen wie schwermütige Vögel herum
sollen sie Schlupflöcher in den Himmel reißen
Maria ist rot von Schießbudenrosen
rot wie unsere Lippen wenn sie sich nähern
sich öffnen die Musik strengt sich an
überall Schweiß die Menge murmelt bitte für uns
was ist das für eine Pinzette in der wir hängen und zappeln
wie Insekten du knöpfst deine Jeans auf und schmiegst
dein pochendes Fleisch an meines man nähert sich schon
dem Amen meine Hände fassen nach deinen Lenden
das ist so das ist wie wenn einem beim Trinken vor Durst
das Wasser in Bächen am Kinn herab läuft
Kerstin Becker, geboren 1969 in Frankenberg, lebt in Dresden. Veröffentlichungen in Kunst- und Literaturzeitschriften und Anthologien.
Das Gedicht ist abgedruckt in der Anthologie: Es gibt eine andere Welt