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Matthias Kehle – Drahtamseln
Gedichte | Rimbaud 2007
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Frank Milautzcki 07.05.2008 |
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Der schmale Pfad zu ganz eigenen Grenzen
Kehle ist ein Meister der Beschränkung. Er versucht das Gedicht, das auf wenig Raum noch klarer, noch sicherer, noch unbedingter Gedicht ist, obwohl er sicher weiß, daß alles Schreiben zwar ein haltbarer Ausschnitt, aber nicht verläßlicher als das Leben selbst ist. »sei nicht hier / wo ich über dich / schreibe // sei dort / wo ich bleibe«.
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Bernlef – Bis es wieder hell ist
Roman | Nagel & Kimche 2007
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Katharina Bendixen 04.05.2008 |
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Keine Gesichter mehr, nur Atmen
Ein Mann steht am Fenster und sieht auf eine Schneelandschaft, eine Frau kocht Kaffee. „Übrigens verstehe ich nicht, wo die Kinder heute bleiben“, denkt der Mann, der jeden Morgen die Schüler auf ihrem Weg zum Schulbus beobachtet. Bald aber versteht er es: Es ist nicht Vormittag, sondern Nachmittag, noch dazu ein Sonntag, an dem die Kinder überhaupt nicht zur Schule gehen.
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Marcel Beyer – Kaltenburg
Suhrkamp 2008
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Dietmar Jacobsen 01.05.2008 |
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Urformen der Angst
Marcel Beyer arbeitet auch in seinem neuen Roman deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts auf
Ehe Marcel Beyers Erzähler in Kaltenburg zum ersten Mal Ich sagt, vergeht ein ganzer Romanteil, der erste und kürzeste von insgesamt sechs das Buch gliedernden Abschnitten. In ihm lernen wir – aus der objektivierenden Distanz auktorialen Erzählens – Ludwig Kaltenburg kennen. Man schreibt das Jahr 1989 und der weltweit berühmte Wiener Zoologe und Verhaltensforscher wartet, im Sterben liegend, auf die Rückkehr der Dohlen.
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René Becher – Etzadla
Erzählung | Plöttner 2008
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Walter Fabian Schmid 29.04.2008 |
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Wer denkt an siegen, überstehen ist alles
Oberfranken. Richard-Wagner-Festspiele, Balthasar Neumann, Heinrich II., Fränkische Schweiz. Glanz des Barock und Weltkulturerbe. Und dazwischen: eine beengend dörfliche Welt. Diese wird von René Becher in Etzadla eingängig und eindringlich beschrieben: „Willkommen in unserer gottverdammten Gemeinde.“
In seinem Debüt rückt der 1977 in Bayreuth geborene Autor „a arg daabs bürschla“ als Ich-Erzähler in den Mittelpunkt.
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Jürgen Dziuk – was bleibt ist Ferne
Gedichte | Landpresse 2007
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Myriam Keil 26.04.2008 |
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Richtungswechsel im Labyrinth
Der von Axel Sanjosé und Richard Dove herausgegebene Lyrikband"was bleibt ist Ferne versammelt Jürgen Dziuks Gedichte post mortem. 112 der rund 180 Gedichte, die Dziuk hinterlassen hat, sind im vorliegenden Band abgedruckt. Die Herausgeber haben bei der Auswahl den Schwerpunkt auf die späteren Texte gelegt.
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Alaa al-Aswani – Chicago
Lenos Verlag 2008
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Dietmar Jacobsen 22.04.2008 |
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Ein Institut in Chicago
Alaa al-Aswani knüpft mit seinem neuen Roman Chicago nahtlos an den Weltbestseller Der Jakubijân-Bau an
Als Schaimâ Muhammadi, eine junge, streng gläubige Muslimin aus Ägypten, als Stipendiatin nach Chicago kommt, spürt sie zunächst eine große Fremdheit. Nichts ist ihr vertraut in der hochtechnologisierten Welt Amerikas zu Beginn des 3. Jahrtausends. Ihr Englisch ist stockend, weil fernab der sprachlichen Realitäten als bloßes Bücherwissen erworben. Ihre traditionellen Umgangsformen verwehren es ihr, schnell neue Bekanntschaften zu schließen.
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Herbert Hindringer – Distanzschule
Gedichte | yedermann 2007
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Simone Kornappel 21.04.2008 |
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60 Watt Hindringer
Herbert Hindringers Distanzschule, erschienen im yedermann-Verlag, ist keineswegs ein Buch, mit dem man einen ›wankelmütigen‹ Küchentisch ausbalancieren möchte. Auch, wenn mich nicht alles darin begeistern konnte und versucht werden soll, einige Kritikpunkte aufzuzeigen – missen möchte ich diesen Band nicht.
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Erwin Einzinger – Hunde am Fenster
Gedichte | Jung und Jung 2008
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Walter Fabian Schmid 16.04.2008 |
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buchstäblich fernsehen
„Zu meinen Gedichten gibt es nicht viel zu sagen. Ich schreibe eher selten welche, und wenn, dann seltsamerweise meist gleich eine Menge davon, als wäre es eine Art Spiel, zu meinem eigenen Vergnügen“, äußert sich Erwin Einzinger zurückhaltend zu seiner Lyrik, obwohl er schon seit 1977 veröffentlicht.
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Haruki Murakami – Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede
DuMont 2008
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Katharina Bendixen 15.04.2008 |
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Hauptsächlich Plaudereien
In der japanischen Literatur gibt es zwei Phänomene: Banana Yoshimoto wird mit ihren teils naiven, teils esoterischen Romanen verehrt wie ein Popstar. Die Verehrung von Haruki Murakami fällt nicht geringer aus, doch er ist außerhalb Japans ungleich bekannter und erfolgreicher als seine Kollegin. Als „japanischen Hermann Hesse“ bezeichnete Helmut Böttiger ihn in einer Rezension seines Buches Kafka am Strand.
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Monique Schwitter – Ohren haben keine Lider
Roman | Residenz 2008
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Roland Steiner 14.04.2008 |
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Triebe in Zeiten der Psychotropika
Raumkapseln werden üblicherweise durch Raketentriebwerke bewegt, Monique Schwitter fährt die Triebkraft ihrer apathischen Kapselbewohner langsam hoch. Nach ihren schillernd beglückenden Erzählungen voll entscheidungsunmutiger Menschen („Wenn's schneit beim Krokodil“) geht sie deren Ängsten und Sublimierungen auf den Grund. Der Schauspielkunst, ihrer zweiten Profession, entlehnt sie Kniffe der Rezipientenbindung: das Personal wird vorgestellt, das Publikum direkt adressiert und die Charaktere werden fein durchhorcht.
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Kritik 32
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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