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Robert Schleif

Völkerschlacht bei Leipzig 1813

Napoleon gestochen

Kritik
  Robert Schleif
Völkerschlacht bei Leipzig 1813
Skatspiel, 32 Karten in Karton, mit Begleitheft
Verlag E.A. Seemann, Leipzig 2012


In Zeiten, in denen sich der klas­sische Buchmarkt im wirt­schaft­lichen Sinkflug befindet, versuchen Verlage immer häufiger ihr Programm durch so genannte Nonbooks für ein breites Publikum attraktiv zu halten. Von den teilweise grotesken Aus­wüchsen dieser Ent­wicklung kann man sich jährlich auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt über­zeugen. Zu jedem Kinderbuch das passende Plüschtier, zu jedem Bildband ein Memory­spiel, die Büsten Goethes und Schillers als Salz- und Pfeffer­streuer. So einträglich diese Artikel für die Verlage auch sein mögen, nicht selten erfüllen sie, neben dem finanziellen Aspekt, nur den Zweck, von einem eher schwachen Verlags­programm abzulenken. Auch wenn Nonbooks offiziell auf das dazu­gehörige Print­format aufmerk­sam machen sollen.

Nun ist es natürlich keineswegs so, dass Nonbook-Artikel eine per se sinnlose Mode­erscheinung ver­zweifelter Verleger sind. Wie bei Romanen, Gedicht­bänden oder Sachbüchern kommt es hierbei auf eine gute Idee an, die ansprechend und originell umgesetzt wird. So geschehen bei einem Skat­spiel zur Völker­schlacht bei Leipzig 1813, das im Verlag E.A. Seemann erscheint. Entworfen und gezeichnet wurden die 32 Karten von Robert Schleif. Sie zeigen neben den Wappen der vier in die Schlacht invol­vierten Großmächte Frankreich, Preußen, Russland und Österreich auch deren promi­nenteste Monarchen, Politiker und Generäle, sowie bedeu­tende Schau­plätze in und um Leipzig.

Wieso ist dieses Kartenspiel aber eine so gute Idee? In die Zeit des frühen 19. Jahr­hunderts fallen nicht nur die Befreiungs­kriege Mittel­europas gegen das napo­leonische Frank­reich. Es war auch die Zeit der Ent­wicklung eines der bis heute belieb­testen Karten­spiele Deutschlands: dem Skatspiel. Der Ort seiner Ent­stehung liegt nur etwa vierzig Kilometer südlich von Leipzig. Altenburg in Thüringen heißt die Stadt, in der 1886 auch die All­gemeine Deutsche Skat­ordnung verab­schiedet wurde und in der das 2001 gegründete Skat­gericht sitzt.

Mit seiner professionellen Reglemen­tierung und einem sportlich organi­sierten Liga­system hat sich Skat längst über den Status eines bloßen Kartenspiels erhoben. Skat ist Kultur­träger und damit offenbar bestens geeignet, deutsche Geschichte zu trans­portieren. So begegnet der Spieler von Robert Schleifs Skatspiel nicht nur Napoleon I. (Kreuz König), sondern unter anderem auch Gebhard Leberecht von Blücher (Pik Bube), Fried­rich Wilhelm III. (Pik König) und Klemens Wenzel von Metternich (Karo Dame). Der Fürst von Metternich eine Dame? Nun ja, wie man es dreht. Denn das Völke­rschlacht­skat verbindet das französische Karten­blatt mit dem deutschen, das bekannt­lich aus den Farben Eichel, Blatt, Herz und Schellen besteht und dessen Bild­karten statt Bube und Dame Unter und Ober zeigen. Diese Kreation nennt man augenzwinkernd Deutsch-fran­zösisches Kongress­blatt.

Auf den Spielkarten finden sich jedoch nicht nur die Protagonisten der Völker­schlacht in wunder­bar histo­risie­rendem Stil, sondern auch Miniatur­karten der wichtigsten Schau­plätze der Schlacht. Neben Leipzig kommen so unter anderem die heute einge­meindeten Lindenau, Möckern, Pauns­dorf und Holz­hausen zu ihrem Recht. Der Nicht-Leipziger, sowie derjenige, der an seinen Geschichts­unterricht nicht mehr die frischesten Erinnerungen hat, erfährt in einem kleinen Begleit­heft das Wichtigste, was für eine zünftige Partie Skat am Stamm­tisch nötig ist. So machen Nonbooks Spaß!

 

Mario Osterland    14.11.2012   

 

 
Mario Osterland
Gespräch