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Dominik DombrowskiFinissageDas war's dann, bald Kritik
Das Wort „Finissage“ ist im Französischen nicht gebräuchlich. Stattdessen sagt man lieber „Dévernissage“, was nach einem missglückten, bisweilen lächerlichen Euphemismus klingt; wie etwa „Mindereinnahmen“ statt „Verluste“. Dominik Dombrowski sind solche Ausweichmanöver fremd. Er nennt die Dinge beim Namen, um die es in seinem Gedichtband geht. Es sind die letzten Dinge, die einem im Leben erwarten: Alter, Krankheit und Tod – aber auch das Erinnern, das Versöhnen, das Vergessen. Natürlich ist das Pathos solchen Gedichten inhärent. Bereits in den ersten Versen des Bandes gibt Dombrowski ihm viel Raum. „Es ist nicht mehr lang bis zum Morgen und ich muss noch geboren werden und sterben bevor es wieder Nacht wird / bis dahin folge ich einer Straße die es am Tag nicht gibt“. Der Autor hat das Pathos jedoch fest im Griff, lässt auf den Opener Pathétique lakonische Texte folgen, die von allerlei traurigen Gestalten berichten. Da hocken zum Beispiel die alten Rolling-Stones-Männer zusammen. Sie sind schwer vom Leben mit dem Rock'n'Roll gezeichnet und schwelgen in den Erinnerungen an Keith Richard- Auch mit Galgenhumor geizt Dombrowski nicht. Er scheint die letzten Dinge erst wirklich erträglich zu machen. Dass er immer auch etwas Verbitterung mit sich bringt, weiß der Autor natürlich. So wägt er Humor und traurige Realität stets gegeneinander ab. „nach den geschlagenen Schlachten um die erste Reihe / die Rolling- Dombrowskis „Finissage“ ist sehr von der Narration geprägt. Seine Gedichte funktionieren mitunter wie Stories; kleine Roadmovies, die in die abseitige Welt der US-Highway-Motels, hinter Tankstellen und zu Getränkemärkten führen. Der Sound wird dabei aber nie zu prosaisch, bleibt poetisch und wird in Verbindung mit der Erzählung zum Singsang. Manchmal nähert er sich hypnotisch den frühen 1970ern an, an die man sich vor allem wegen der drei heiligen Js erinnert: Jimi, Jim und Janis. Und auch das war bald vorbei. Mit „Finissage“ hat Dominik Dombrowski neun ehrliche Gedichte vorgelegt, die sehr viel Seele und hintergründigen Tiefgang besitzen. Ein unscheinbarer Band, der seine Entdecker reich belohnt.
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Mario Osterland
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