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Dominik Dombrowski

Finissage

Das war's dann, bald

Kritik
  Dominik Dombrowski
Finissage
Gedichte
parasitenpresse Köln 2013
14 Seiten, 6 Euro


Das Wort „Finissage“ ist im Französischen nicht gebräuchlich. Stattdessen sagt man lieber „Dé­vernissage“, was nach einem miss­glückten, bis­weilen lächer­lichen Euphe­mismus klingt; wie etwa „Minder­ein­nahmen“ statt „Ver­luste“. Dominik Dombrowski sind solche Ausweich­manöver fremd. Er nennt die Dinge beim Namen, um die es in seinem Gedicht­band geht. Es sind die letzten Dinge, die einem im Leben erwarten: Alter, Krankheit und Tod – aber auch das Erin­nern, das Versöhnen, das Vergessen.
  Natürlich ist das Pathos solchen Gedichten inhärent. Bereits in den ersten Versen des Bandes gibt Dombrowski ihm viel Raum. „Es ist nicht mehr lang bis zum Morgen und ich muss noch gebo­ren werden und sterben bevor es wieder Nacht wird / bis dahin folge ich einer Straße die es am Tag nicht gibt“. Der Autor hat das Pathos jedoch fest im Griff, lässt auf den Opener Pathétique lakonische Texte folgen, die von allerlei traurigen Gestalten berichten.
  Da hocken zum Beispiel die alten Rolling-Stones-Männer zusammen. Sie sind schwer vom Leben mit dem Rock'n'Roll gezeich­net und schwel­gen in den Erin­ne­run­gen an Keith Richard-Solos, zeigen stolz ihre Devo­tionalien, lästern über Mick Jagger und sind noch immer echte Hau­degen. „und wenn der Chefarzt herein­schneit wie ein Box­welt­meister mit den Rönt­gen­auf­nahmen bekränzt von seinem Assis­tenten dann wissen es die Rolling-Stones-Männer in der Tiefe ihrer sieben Herzen ganz genau dass sie es mit einem Beatles­mann zu tun haben“
  Auch mit Galgenhumor geizt Dombrowski nicht. Er scheint die letzten Dinge erst wirklich erträglich zu machen. Dass er immer auch etwas Verbit­terung mit sich bringt, weiß der Autor natürlich. So wägt er Humor und traurige Realität stets gegen­einander ab. „nach den geschlagenen Schlachten um die erste Reihe / die Rolling-Stones-Männer aschen sie zittrig / die Levis über der Einlage voll froh dass der Gallenstein es noch einmal geschafft hat ins Rollen zu kommen & dass er über den Weg des Harns ausge­schwemmt werden konnte“
 Dombrowskis „Finissage“ ist sehr von der Nar­ration geprägt. Seine Gedichte funktio­nieren mitunter wie Stories; kleine Roadmovies, die in die ab­seitige Welt der US-Highway-Motels, hinter Tank­stellen und zu Getränke­märk­ten führen. Der Sound wird dabei aber nie zu pro­saisch, bleibt poetisch und wird in Ver­bindung mit der Erzäh­lung zum Singsang. Manch­mal nä­hert er sich hypnotisch den frühen 1970ern an, an die man sich vor allem wegen der drei hei­ligen Js erinnert: Jimi, Jim und Janis. Und auch das war bald vorbei.
  Mit „Finissage“ hat Dominik Dombrowski neun ehrliche Gedichte vorgelegt, die sehr viel Seele und hinter­grün­digen Tief­gang besitzen. Ein unscheinbarer Band, der seine Entdecker reich belohnt.

 

Mario Osterland    24.04.2013   

 

 
Mario Osterland
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