poeten | loslesen | gegenlesen | kritik | tendenz | news | links | info | verlag | poet |
Amélia Dalomba *1961
Amélia Dalomba Maria Amélia Gomes Barros da Lomba do Amoral ist der offizielle Name einer Autorin, die heute in Luanda Aufmerksamkeit erregt. Sie wurde in Cabinda geboren, in einer Exklave-Provinz Angolas, die in der Republik Kongo liegt. Dalomba studierte Psychologie in Moskau und, zurück in Angola, wurde sie (Radio)Journalistin. Sie widmet sich außerdem dem Schreiben von Gedichten und Kinderbüchern. „Ähren des Sahel“ ist das Titelgedicht ihres dritten Bandes. Schon dieser Titel stellt einen Widerspruch in sich dar. Der Sahel ist eine der größten Trockenregionen der Welt, die man ja nicht gerade mit Getreideähren verbindet. Da dieser Band 2003 herauskam, das heißt ein Jahr nach dem offiziellen Frieden nach über 40 Jahre Krieg in Angola, könnte man diesen Widerspruch poetisch so deuten, dass der Sahel als Dürrezone das Erbe des Krieges darstellt, auf dem die Gedichte als Friedensähren reifen. Dieser Widerspruch ist typisch für das Werk von Dalomba, das von der Suche nach Harmonie geprägt ist. In ihrem Erinnerungsgedicht an den portugiesischen Nationaldichter Fernando Pessoa beschreibt sie die Freude an ihrem Metier, das mit der Begegnung mit Pessoa's Dichtung begonnen hat. Dalomba ist auch bekannt als Vorleserin, oft in Verbindung mit Musik, und dies hat sie so fasziniert, dass sie mit Valpaí eine CD herausgebracht hat, Verso, Prece e Canto (Verse, Prayer and Chant, 2008), als Hymne an verschiedene Musiker wie Bob Marley, Luís Moraes, Ti Liceu Vieira Dias oder Carlos Santana. Am meisten sticht die Publikation ihres Kinderbuches hervor, Nsinga – o mar no signo do laço (Nsinga – das Meer, im Zeichen der Schnur, 2012). Es werden sehr viele Kinderbücher in Angola publiziert, überwiegend von weiblichen Autoren verfasst. Sie schreiben über den Zusammenhalt der Familien, den Respekt für alte Traditionen oder die Unterschiede zwischen Arm und Reich. Der Schauplatz in Nsinga ist die Nachbarschaft Lombo-Lombo, gelegen zwischen Ozean und dem Fluß Lucola in der Stadt Cabinda, wo Dalomba geboren wurde. Cabinda ist auch Schauplatz des Romans Mayombe (1983) von Pepetela, herausgegeben in einer Übersetzung von Maritta Tkalec im Verlag Volk und Welt in Berlin. Dieser legendäre Roman einer der bekanntesten Autoren Angolas spielt im Regenwald Mayombe, in dem der Guerillakrieg gegen die portugiesische Kolonialmacht seinen Anfang nahm. Dalomba geht an die Küste und erinnert an lokale Rituale wie tschikumbi, das Haus, in dem die Initiation der Mädchen zur Frau stattfindet. Sie werden mit Farben angemalt und über Ehe, Sexualität und weibliche Tätigkeiten instruiert. Das kleine Mädchen Futi, das in den Fluten verschwindet und nachher am Ende des Buches wiedergefunden wird, war gerade noch nicht so weit. Sie hatte noch eine nsinga, eine Schnur um die Taille, die bei der Geburt angebracht wird und erst im tschikumbi abgenommen wird, wenn das Kind sieben Jahre alt ist. Wenn in Nsinga den Schnur am Ufer des Ozeans gefunden wird, ist damit klar, dass Futi inzwischen eine Frau geworden ist. Statt der traditionellen Initiation hat sie eine Reise über den Ozean gemacht, auf diese Weise wird eine Modernisierung der Traditionen angedeutet. Ineke Phaf-Rheinberger Zum deutschen Text von Amélia Dalomba 13.02.2012 |
|
|
poetenladen | Blumenstraße 25 | 04155 Leipzig | Germany
|
virtueller raum für dichtung
|