poeten | loslesen | gegenlesen | kritik | tendenz | news | links | info | verlag | poet |
Roderick Nehone *1965
Roderick Nehone Roderick Nehone ist Jurist. Sein eigentlicher Name ist Frederico Manuel dos Santos e Silva Cardoso und er wurde 1965 in Luanda geboren. Nach dem Abitur ging er zum Studium nach Las Villas in Kuba, wo er anfing zu schreiben. Wieder zurück in Angola hatte er mehrere wichtige Ämter inne, wie zum Beispiel das des Vize-Ministers für Erziehung. Vor einigen Jahren wurde Cardoso zum General-Sekretär des Ministerrats ernannt und gehört damit zum engeren Kreis der heutigen Regierung Angolas. Diese Lebensdaten begleiten das schon beträchtliche literarische Œuvre von Nehone. Er schreibt Gedichte, Kurzgeschichten und Romane, die vor allem im eigenen Land gelesen werden. Dies ist ihm ein wichtiges Anliegen. In einem Interview sprach Nehone über die Relevanz der Literatur und beklagte, dass Schüler leicht zehn Dollar für eine CD ausgeben, das gleiche jedoch nicht für ein Buch. Es wäre jedoch wichtig, dass in einem so reichen Land wie Angola die Menschen gut ausgebildet seien, damit sie sich nicht wieder ausbeuten lassen, sei es von Ausländern oder von Landsleuten! Solche Gedanken beherrschen auch die Texte von Nehone. Er orientiert sich an der heutigen Lebenswelt und in einem Erzählband wie Uma bóia na tormenta (Eine Boje im Sturm, 2007) gibt es in der Großstadt Luanda die unterschiedlichsten Charaktere: Straßenjungen, Kriegsflüchtlinge, Schüler oder Marktverkäufer. Sein zuletzt veröffentlichtes Buch O Catador de bufunfa (Hinter der Kohle her, 2011) ist eine Satire über die allenthalben um sich greifende Bürokratie, deren Beamten eher an einem sicheren Arbeitsplatz als an ihren Aufgaben interessiert sind. Die schon etwas ältere Hauptperson Nazaré dos Relâmpagos de Abril wirft diese Sicherheit hin, um auf andere Art und Weise Geld zu verdienen. Diese Thematik ist zwar universell, die Erfahrungen damit für Nehone gleichwohl unverkennbar mit Angola verknüpft. Dies zeigt sich nicht nur an der Topographie, sondern auch in seinen Erinnerungen, in denen Kriegserfahrungen wie der im Oktober 1992 verübte Angriff auf das Munitionslager der Luftwaffe im Stadtteil Cassenda von Luanda noch nicht vergessen sind. Das Wichtigste für Nehone ist allerdings die Sprache. In dem Monolog von Nazaré ist „zábuas!“ ein neues Wort dafür, dass man plötzlich und unerwartet etwas verliert. Oder das Wort aus dem Titel seines Buches „bufunfa“, das Umgangssprachliche Wort für Geld, für das man in der deutschen Sprache „Kohle“ benutzt, oder auch Knete, Bakschisch, Bares, Cash und Zaster. Die Erweiterung des Portugiesischen mit der angolanischen Umgangssprache ist ein hervorragendes Merkmal der heutigen Literatur. Nazaré lässt seinen Gedanken über das Geldverdienen freien Lauf. Dabei ist ein interessantes Detail anzumerken! Dieses Buch wurde in spanischer Übersetzung bei der letzten Buchmesse in Havanna im Februar 2013 präsentiert, in einem Land, in dem dieses Thema gerade auch wieder salonfähig wird, bzw. geworden ist. Einige Werke von Roderick Nehone: Génese. Poesie, 1996; O Ano do Cão, Roman, 1998; Tempos sem Véu, Roman, 2003; Uma Bóia na Tormenta, Kurzgeschichten, 2007; O Catador de Bufunfa, Satire, 2011. Ineke Phaf-Rheinberger Zum deutschen Text von Roderick Nehone 05.04.2013 |
|
|
poetenladen | Blumenstraße 25 | 04155 Leipzig | Germany
|
virtueller raum für dichtung
|