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Sónia Gomes *1977
Sónia Gomes ist ein zeitgenössisches Phänomen in der Literatur Angolas. Geboren im Jahr 1977 in Luena in der östlichen Provinz Moxico – an der Grenze zu Sambia – kam sie mit ihrer Familie mit einer hinsichtlich des Portugiesischen sehr dürftigen Schulausbildung nach Luanda. Sónia erzählt in Interviews, dass sie auf der Grundschule nicht einmal eine Note für Schreiben bekam, weil es aus Mangel an Lehrkräften keinen geeigneten Unterricht gegeben hat. Sónia Gomes hat sich der städtischen Umgebung Luandas im Hinblick auf die sozialen Probleme angenommen, und dies ist auch das Motiv ihres Romans Die Tochter des Generals. In diesem Sinne funktioniert das erste Kapitel, das hier vorgestellt wird, wie ein Paukenschlag, bevor der Vorhang zum Geschehen aufgeht. Die Beschreibung der Straßen und Stadtviertel Luandas bereiten den Leser darauf vor, dass diese zwar voneinander getrennt sind, jedoch durch den Regen auch miteinander verbunden werden. Keine überhöhte verschlungene Erzählformen wie bei Gabriel García Márquez, um die Folgen eines tropischen Regens sichtbar zu machen, sondern eine geradezu übertriebene Präzision in der Beschreibung der verschiedenen Stadtviertel, die auf keinem Stadtplan Luandas verzeichnet sind, den Einwohnern der Stadt jedoch sehr vertraut sind. Sónia Gomes erzählt die Geschichte eines Liebespaares, das aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen kommt. Edna, die Tochter eines wohlhabenden Generals, wohnt in einem komfortablen Haus an der Dr. Agostinho Neto Straße, während Ricardo in einer viel bescheideneren Umgebung im Stadtviertel Coreia zu Hause ist. Sie lieben sich schon seit sechs Jahren; jetzt aber, im Jahr 2007, geht es darum, ob sie heiraten oder nicht. Ihr Verhältnis wird durch den Standesunterschied stark belastet, aber wichtiger ist das Problem, dass Edna sehr dick ist. Dies macht sie in einer Stadt wie Luanda, wo Schönheitsköniginnen das Rollenbild prägen, zu einer Außenseiterin. Trotz ihrer Erfolge als kompetente Leiterin eines Immobiliengeschäftes hat sie kaum Selbstvertrauen und geht daran, wie auch an der Konfrontation mit der sozialen Wirklichkeit der Stadt, zu Grunde. Stoff für eine telenovela oder einen Liebesfilm also, die Edna selbst sich im Roman auch gerne im Fernsehen ansieht. Dies ist schon das sechste Buch von Sónia Gomes. Am Erfolgreichsten war ihre Novelle Erros que matam (Tödliche Irrtümer), die 2011 ihre vierte Auflage erlebte. Wie Sónia Gomes sagt: „A escrita é para mim um meio de passar a minha maneira de ver as coisas“ (Schreiben ist für mich eine Möglichkeit zu zeigen, wie ich die Sachen sehe) und dies steht stellvertretend für ihre viele Leser, die sich mit dem Jetzt und Heute in Luanda auseinandersetzen. Sónia Gomes: A filha do general. Luanda: UEA, 2010. Sónia Gomes: Erros que matam. Luanda: UEA, 2011 (4. Auflage). Die Tochter des Generals (Auszug) 20.04.2012 |
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