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José Luís Mendonça *1955 | António Gonçalves *1960
José Luís Mendonça und António Gonçalves José Luís Mendonça und António Gonçalves sind zwei herausragende zeitgenössische Dichter, die sich durch ihre experimentellen Versuche mit der Sprache hervorgetan haben. Beide gehörten zur Gruppe der Konkreten Poesie in Angola, die es auch in Brasilien und Portugal gegeben hat. Mendonça und Gonçalves haben seit den 1980er Jahren eine umfangreiche Zahl von Gedichtbänden produziert und haben enge Verbindungen mit dem Schriftstellerverband Angolas. Ihr Werk ist in verschiedene Sprachen übersetzt und wurde von vielen Kritikern interpretiert. José Luís Mendonça ist 1955 in Mussuemba in der Provinz Kwanza Norte geboren und hat eine Laufbahn als Journalist eingeschlagen. In dieser Funktion ist er heute für die UNESCO und für die Botschaft von Angola in Paris tätig. 1981 gewann Mendonça einen wichtigen Preis mit seinem ersten Gedichtband Chuva Novembrina (Novemberregen), dessen Titel eine Anspielung auf die Veränderungen ist, die sich mit dem Ausrufen der Republik Angola seit November 1975 vollzogen haben. Diese Veränderungen bezeichnet Mendonça als Experiment, das in der Poesie seine Entsprechung findet. Poesie lässt sich nicht einfangen, von keiner einseitigen staatlichen Logik! In den Gedichtbänden, die Mendonça seither veröffentlicht hat, kristallisiert sich die Figur der Frau heraus. In seinen eigenen Worten repräsentiert sie die Transzendenz als den höchsten Ausdruck einer Poesie, die den „bittersüßen Geruch der Erde“ mit sich trägt. Der Dichter transformiert ihn und fügt den Geruch des Meeres hinzu. Ein anderes Merkmal der Poesie von Mendonça ist die Präzision, mit der er jedes Organ oder jeden Körperteil anspricht. Die Bedeutung der Sinne kommt in Titeln wie Olfactos do afecto (Gerüche der Zuneigung, 2011) oder Nua maresia (Bloßer Meeresgeruch, 2005) zum Ausdruck. Und auch die Alltagssprache Luandas wird ohne Übersetzung in seinen Gedichten eingesetzt. So ist candongueiro ein Kimbundu- António Gonçalves wurde 1960 in Luanda geboren und wuchs in einem Stadtteil auf, in dem der Kampf gegen die portugiesische Kolonialregierung besonders ausgeprägt war. Gonçalves hat dies in dem einzigen Prosaband, den er bis heute herausgebracht hat, beschrieben: Cenas que o museke conhece (Szenen, die einer Museke entspringen, 2003). Ein Museke ist ein Armutsviertel in Luanda, einer Stadt, die aus der Vogelperspektive besonders durch ihre rote Lehmerde auffällt. Die Sprache war dort ursprünglich Kimbundu; sie wird heute teilweise durchs Portugiesische ersetzt. Gonçalves ist ein Wortrebell im wahrsten Sinne des Wortes. Er bringt Kimbundu-Worte offensiv in seine Gedichte ein. Einige seiner Gedichte sind kaum übersetzbar, doch auch jemand, der kein Portugiesisch kann, versteht die Wiederholung bestimmter Klänge oder das Spiel mit der Visualisierung. Ein Abschnitt des Gedichts „Intervalo com jindungu kabombo“ (Intervall mit jindugu kabombo) ist legendär: den Ausdruck „hoffentlich wachsen pitangas“ (oxalá cresçam pitangas) hat Ondjaki als Titel für seinen Film gewählt, und er dient auch als Leitmotiv für diese Pitangas-Serie. Gonçalves war längere Zeit an der Botschaft Angolas in Havanna tätig, mehrere seiner Bücher sind dort zweisprachig erschienen. Sie haben Titel wie Transparências (Transparenzen, 2004), As vozes do caminho (Die Stimmen des Weges, 2005) oder Umbral de transmutações (Schwelle der Transmutationen, 2008) und die Umschläge wurden von Humberto Guerra wunderbar illustriert. Die transparenten weißen Körper, die sich am Flußufer oder im Wald ergehen, geben die Stimmung dieses Canto Misterioso (Mysteriöser Gesang, 2011) und damit der Dichtung von Gonçalves ganz gut wieder. Der Musikalität seiner Verse ist auch anzuhören, dass er sich selbst ebenso als Komponist versteht. 29.05.2012 |
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