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Orientierungshilfe im Meer der Neuerscheinungen
Ein Gespräch mit Andreas Freitag von TUBUK. Nicht jedes Buch.
Im März 2008 ist die Online–Buchhandlung TUBUK gestartet, in der sich ausgewählte, unabhängige junge Verlage präsentieren. Dabei lässt TUBUK seine registrierten Leser, in einer Art Social Community, auch mit den Verlagen, mit Schrift­stellern und mit anderen Lesern in Kontakt treten. Die Poetenladen-Redaktion sprach mit Andreas Freitag, Tubuk-Initiator und Leiter des Verlags SCHWARZER­FREITAG.
Walter Fabian Schmid: Es gibt ja schon viele Online-Buchhändler und Buch-Communities im Netz. Was macht ihr anders?

Andreas Freitag: Wir unterscheiden uns in erster Linie dadurch, dass es bei uns, wie es der Name schon sagt, nicht jedes Buch gibt, sondern nur Bücher von Independent-Verlagen. Wir verstehen TUBUK außerdem nicht als noch eine vermeidlich neue Community, sondern als spezialisierte Online-Buchhandlung, bei der das Buch im Mittelpunkt steht. Die Community-Funktionen dienen dazu, dass der Benutzer auf neue Bücher und Verlage stößt. So als würde man einen Freund fragen: Was liest du denn gerade, welches Buch kannst du mir denn empfehlen? So kann man auf TUBUK sehen, was andere Leser gelesen haben, Leser mit ähnlichem Buchgeschmack finden und sich dadurch inspirieren lassen. Wir wollen unser Publikum auch nicht unbedingt zu Rezensionen animieren. Wer sich nicht dazu berufen fühlt, eine Rezension zu verfassen, kann seinen Freunden ein Buch, das er toll findet, einfach weiterempfehlen.

W. F. Schmid: Wie seid ihr auf die Idee gekommen dieses Online-Portal zu gründen?

A. Freitag: Da wir von Hause aus selbst ein unabhängiger Verlag sind (SCHWARZERFREITAG) wissen wir, dass es für unabhängige Verlage schwierig ist, ihre Publikationen in die Regale der großen Filialen zu bekommen. Außerdem haben wir in unserem Laden in Berlin Marktforschung im Kleinformat betrieben und herausgefunden, dass sich die Leser eine Orientierungshilfe im Meer der jährlich über 90.000 Neuerscheinungen wünschen. Auf TUBUK stehen zirka 500 Titel zur Wahl. Wir möchten den Lesern die Bücher von Independent-Verlagen nahe bringen, sie animieren, wieder mehr zu lesen. Und damit natürlich auch die unabhängigen Verlage unterstützen. Die Einkünfte für die Verlage sind bei einem Kauf bei TUBUK größer als beim Platzhirschen, der das Buch über den Großhandel bezieht.

W. F. Schmid: An wen richtet sich TUBUK hauptsächlich?

A. Freitag: Wir möchten mit TUBUK eine online-affine Zielgruppe Zwanzig- bis Sechzigjähriger für schöne, ihnen nicht bekannte Titel begeistern. Wir möchten ihnen zeigen, dass es viele intelligente Bücher abseits des Massenbetriebs und der Bestsellerlisten gibt.
    Auf der anderen Seite sind natürlich auch die Verlage. Sie, glauben wir zumindest, schätzen an uns, dass wir keine technische Lösung für ein Vertriebsproblem anbieten, sondern vom Design bis zum Qualitätsanspruch, etwas von ihrer Philosophie transportieren wollen. TUBUK soll keine weitere Plattform sein, auf der der Mainstream dominiert.
W. F. Schmid: »Tubuk. Nicht jedes Buch.« heißt, dass nur ausgewählte Verlage bei euch teilnehmen können. Nach welchen Kriterien sucht ihr diese aus?
A. Freitag: Zunächst einmal ist es uns wichtig, dass die Verleger mit uns auf einer Wellenlänge liegen. Dass sie Begeisterung mitbringen und das Büchermachen nicht in erster Linie als Geschäft sehen.
    Zum anderen legen wir auch großen Wert darauf, dass die Verleger ihre Arbeit mit dem nötigen Wissen und Ernst angehen. Selbstverlage gibt es bei uns keine. Im Weiteren achten wir auch darauf, dass die Bücher in der Gestaltung und Herstellung gehobenen Qualitätsansprüchen genügen.

W. F. Schmid: Der Leser kann ganz unverbindlich Verlage und Schriftsteller kontaktieren. Was reizt euch an diesem »niedrigschwelligen« Angebot?

A. Freitag: Diese Funktion ist für beide Seiten interessant. Leser können sich direkt an Verlage und Autoren wenden, wenn sie etwas über deren Ideen und Pläne erfahren wollen. Genauso können sich aber auch Verlag und Autoren direkt mit ihren Lesern austauschen, sehen wer was liest und Nachrichten und Lesetermine in ihren Mini-Blogs veröffentlichen.

W. F. Schmid: Wo bestehen weitere Potentiale von TUBUK?

A. Freitag: Wir haben momentan auch eine Offline-Verkaufsstelle, den TUBUK-Store in Berlin. Über weitere Pläne kann ich noch nicht reden. Im Herbst könnte es aber durchaus auch an verschiedenen Standorten in größeren Städten Verkaufsstationen geben. Dabei sind auch Shop-in-Shop-Konzepte bedenkenswert. Das Umfeld muss stimmen: Warum soll es nicht in einem Musikladen Bücher von Independent-Verlagen geben? Also genau da, wo sich die Zielgruppe aufhält.

W. F. Schmid: Vielen Dank für das Gespräch.

Walter Fabian Schmid   17.04.2008

 

 
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