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George Oppendie rohstoffeÜber George Oppen und den Band die rohstoffe Kritik
„Und die Welt veränderte sich Eine, die es nach meiner Meinung jetzt, gleich und sofort zu schließen gilt, ist die Oppenlücke. Im verdienstvollen Wiesbadener Verlag Luxbooks erschien ein zweisprachiger Band unter dem Titel The Materials / Die Rohstoffe. Das Original ist 1962 im Verlag New Directions in New York erschienen. Oppen lebte von 1908 bis 1984 und gehörte zu den Objektivists, die in der amerikanische Literatur von nicht geringem Einfluss waren, und es wäre fatal, würden wir uns diesem Einfluss heute nicht aussetzen. Es ist mir schon klar, dass die amerikanische Dichtung einen Kontinent darstellt, den zu Fuß zu durchwandern ein ganzes Leben in Anspruch nähme. Und die Reisegeschwindigkeit des Lesers kommt nun mal der eines Spaziergängers gleich, denn er will ja was sehen. Und dann trifft er bei der Wanderung auf folgenden Text: „... Wir sahen den Samen Den winzigen Mammutbaumsamen Im Museum neben der riesengroßen Scheibe Vom Baum. Und dachten uns den Samen In Erde und den Wuchs beschleunigt Dass wir den Samen ausgreifen sahen, gewaltsam Welt durch sich gezwungen in Borke, das Grün der Nadeln des Redwood, bis der Baum Vor uns stand im Raum ohne Erde – ...“ Es handelt sich hier um einen Auszug aus dem Gedicht: Return in der Übersetzung Norbert Langes unter dem Titel Heimkehr. Abgesehen davon, dass ich persönlich sofort anspringe, wenn irgendwo von Redwoods die Rede ist, weil diese Lebensform trotz ihrer Größe ein biblisches Alter erreichen kann, und weil es derartige Bäume in den Gärten meiner europäischen Verwandten nicht gibt, überraschte mich das Auftreten eines dieser Bäume, wenn auch als Same und Scheibe, in einem Text Oppens neben all den Maschinen und Kanälen, die die Texte sonst durchziehen . Es ist ein längeres Gedicht, länger als alle anderen Gedichte im Band und mir scheint hier etwas von Oppens Poetologie zu stecken, eben weil er sich hier den Raum gibt und das sonst Momenthafte in einen mehr oder weniger zeitlosen Kontext stellt. Angesichts dieses Textes erscheinen die anderen als eine Art Quickshot des Gedankens und der Entwicklung. Und in dem Text Vulkan heißt es dann auch: „Auf dem Weg nach draußen ist der Hausbesitzer Kurz verloren in der Knochenkälte“ Vielleicht sind das die beiden Pole Oppenscher Dichtung, der kurze Kälteschock angesichts ewiger Mammutbäume. Aber auch diese Position wird eine vorübergehende sein. Aufgehoben findet sie sich im Gedicht: An die Erinnerung am Ende des Bandes: „Alles Existierende ist Dein Besitz. Und in den Höhlen deines Schlafes Lebt es in unserem fortdauernden Morgen.“ „Oppen ist ein trügerisch einfacher Dichter. Will man sein Werk lesen, ist man gezwungen, es gleichsam zu erlernen“, schreibt Paul Auster in seinem Nachwort. Und dieses Erlernen ist mit einer wiederholten und wiederholenden Lektüre verbunden. die rohstoffe sind kein Buch, das man so einfach zur Seite legt. Auch und vor allem, weil diese Art des Lernens Spaß macht.
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Jan Kuhlbrodt
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