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Oleg JurjewIn zwei SpiegelnGedanken zu Oleg Jurjews In zwei Spiegeln Kritik
Er schreibe Gedichte, um zu erfahren, wovon sie handeln, steht auf dem Schutzumschlag. Jurjew ist ein russischer Jude, der seit zwanzig Jahren mit seiner Familie in Frankfurt am Main lebt. Woraus, bitte schön, schöpft der Kerl. Vor der russischen Sprache jedenfalls ist er nicht geflohen. Auch nicht vor der Kultur, und nicht vor ihren plebejischen Ausläufern. Zu gern scheint er mir die russischen Trink- und Ganovenlieder zu singen. Zum vierten oder fünften Mal nun lese ich die Gedichte in diesem Band. Ich komme ihnen nahe, aber ich verstehe sie noch nicht. Geliebt aber habe ich sie von Anfang an. In immer engeren Bahnen umkreise ich diese Texte wie ein Muslim zur Wallfahrt die Kaaba. „Wozu sind am Auto, das bergabwärts fährt Die Texte Jurjews sind aus dem Russischen ins Deutsche gebracht. übergesetzt mit dem Ruderboot, abwechselnd bewegt von Olga Martynova, Gregor Laschen, Daniel Jurjew und Elke Erb. Manche Texte, wie Edenkobenzikaden oder Zikaden in Edenkoben bilden eine Abzweigung. Diese Texte gibt es zweimal. Einmal mit „Nähmaschinchen Gottes“ und einmal mit „kleinen Nähmaschinen“. Ich fand die Verkleinerungsform an dieser Stelle grandios, und finde es im Grunde noch. Aber Jurjew erzählte mir, dass er seit Jahren gegen ein verkleinerndes Verständnis des Russischen ankämpfe. Aber an dieser Stelle. Nun Ja, vielleicht ist es nicht zu entscheiden. Vielleicht geht es gar nicht anders, als beide Varianten abzudrucken. Immer wieder bleibe ich an diesem Text in seine Formen hängen. Er ist einfach großartig Und überhaupt: das Gehör Manchmal denke ich, die Ohren sind für Jurjew das wichtigste Sinnesorgan. Einerseits sind da die Grillen, aber zuweilen auch andere Geräusche. Geräusche der Nacht. Genauso eindringlich wie die der „kleinen Nähmaschinen Gottes“, aber bedrohlich. „Was hämmert Nachts, wenn nicht der schwarze Regen In ihrem Nachwort zum Buch schreibt Ilma Rakusa „Illusionen macht er sich weder in Bezug auf Menschen, noch auf den Lauf der Geschichte, ein tief sitzendes Gefühl des Misstrauens trifft in ihm auf eine metaphysische Sehnsucht.“ Und wie dieses Zusammentreffen Funken schlägt. Ich bin noch lange nicht fertig mit diesem Buch.
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Jan Kuhlbrodt
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