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Norbert LangeDas Schiefe, das Harte und das GemaleneKeinen Augenblick zu früh Kritik
Nicht dass die Zeit mir lang geworden wäre, nach dem Debutband Rauhfasern, der seinerzeit in der Lyrikedition 2000 erschienen ist, es gab ja hin und wieder etwas über den Autor zu vermelden. Den sehr schönen Essayband beispielsweise, der bei Reinecke und Voss erschien, und der „Das Geschriebene mit der Schreibhand“ hieß, und die bei Luxbooks erschienenen Übersetzungen von Prufer und vor allem Oppen. Nicht zu vergessen auch das wundervolle Olson- Es muss ein Brodeln gewesen sein unter dem Kopfdeckel, ein Überdruck, der ein Getriebe langsam in Bewegung setzt, es zum Laufen bringt, nicht mehr zu stoppen, wird die Kraft erst einmal auf die riesigen Stahlräder übertragen, die auf Schienen sitzen. Man macht sich einige Sorgen, ob sie die Kurve wohl meistern. Ja, ich denke mein Kumpel Norbert Lange ist die Steammachine der deutschen Literatur der Gegenwart, und die deutsche, amerikanische und englische Dichtung, die in papiernen Blöcken lagert, ist sein Treibstoff, seien es Barockdichter, seien es die zeitgenössischen Sprachakrobaten, seien es die sich ewig streitenden Briten. Sie setzen ihn allesamt unter Dampf und endlich, ja endlich ist nach Rauhfasern sein zweiter (erst zweiter) Gedichtband erschienen. „das schiefe, das harte und das gemalene“, so lautet sein Titel. Wer diesen Band nicht gelesen hat, wird das Frühjahr 2012 verpasst haben. Ich selbst hatte das Glück, Norbert Lange bei der Verfertigung zu beobachten und somit wurde ich Zeuge der Entstehung einiger Texte, die hier versammelt sind. Das Faszinierende, das im Grunde an eine Wunder Grenzende, ist der Gestaltwandel, der bei der Fabrikation der Texte eintrat. Lange ist Techniker, das Verfahren ist ihm wichtig, die Herangehensweise und die Verfertigung des Materials werden somit auch Gegenstand seiner Essays. Pastiches und Überschreibungen. Man wird im Band kaum einen Brocken finden, der sagen wir, roh ist, unbehauen. Jedes Wort ist Gestalt, Bildung und Umbildung, bis in den Kontext hinein, dem es entnommen. Und auch dieser Kontext wird rückwirkend umgebildet, ob der Text der Betrachtung eines Bildes von Holbein entspringt, ob er sich eines Slangausdrucks bedient, oder eben, wie es vorkommt, beides mischt. Ich sitze vor den Texten und staune. Und ich werde ein Holbeingemälde nie wieder so betrachten können, wie ich es vor der Lektüre der Langeschen Texte tat. „Das Spielbein / Standbein, dieser Typ
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Jan Kuhlbrodt
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