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Heri Coltello

Einige Abenteuer und seltsame Begegnungen im Leben
des stillen Kommandeurs

Zu Heri Coltello, seiner Prosa und seiner Musik

Kritik
  Heri Coltello
Einige Abenteuer und seltsame Begegnungen im Leben des stillen Kommandeurs
Roman
Salis Verlag, Zürich 2012


„Was bedeutet für dich das Wort Freiheit?
Das, was ich mach.“

Es gibt Menschen, denen man erst ein zwei mal begegnet ist, man bezeichnet sie dennoch als Freunde, nicht nur einfach so, man empfindet gewisser­maßen schon bei der ersten Begegnung so etwas wie eine tiefe Verbundenheit. Nicht dass man fortan wüsste, wie der andere konkret in bestimmten Situa­tionen handeln würde, aber man weiß, er handelt so, dass man es gut heißen kann, er ergreift eine der Möglichkeiten im Ensemble der Möglich­keiten, die man selber auch ergriffen hätte. Man kann das unmittelbare Vertraut­heit nennen.

Darüber hinaus begegnet man Menschen, die so handeln, wie man selbst gehandelt hätte, wenn man sich getraut hätte. Solche Menschen gibt es weniger, und das hat seinen Sinn, denn die Welt wäre sonst voller Rocker und Fußballspieler. So bleibt sie voller Ideen. Begegnet man aber einen solchen, der das geworden ist, was man hätte werden wollen, kommt es einen wie eine Epiphanie vor.

Der Autor, um den es hier geht, ist ein solcher Mensch, und dazu ein Natur­talent. Fern jeder Akademie hat er sich das Schreiben und das Gitarre­spielen selbst bei­gebracht. Seine Akademie war die Land­straße, hätte man früher gesagt, und, ach verdammt, seine Akademie war die Land­straße, auch wenn er eine All­gäuer Hochalm als Tattoo auf dem Arm trägt.

Heri Coltello, Gitarrist in verschie­denen Bands und auch solo, hat uns mit: „Einige Abenteuer und seltsame Begeg­nungen im Leben des stillen Komman­deurs“ einen furiosen Rocker­roman vorgelegt. Und dieser Roman macht das, was ein Film, ein Roadmovie zumal, nicht können. Er schildert ohne Ende gewis­ser­maßen den Aus­schnitt, einer ewigen Bewe­gung, die diese Musik ist, die Coltello spielt. Eine Musik also, die die meisten von uns ein Stück des Lebens begleitet hat.

Diese Reise, die für Coltello in Kempten im Allgäu ihren Anfang hatte, führt durch beide Deutschlands, als sie noch getrennt waren, beglei­tet ihre Vereini­gung, zieht durch Europa, Amerika und den Nahen Osten, zieht immer weitere Kreise und vermittelt dadurch eben jene Utopie, die der Rockmusik irgendwann einmal zugrunde lag: Freiheit. Zumindest wünsche ich mir, dass sie das tat. Und der Musik, die ich hörte, höre und liebe liegt sie auch zu Grunde.

Bevor ich aber hier den Ein­druck erwecke, ich sei ein Akade­miker, der in Coltello den naiven Wilden verehrt: Der Text ist nicht naiv, er macht nur ernst mit seinen Wünschen und Vorstel­lungen, die für uns eben Wünsche und Vorstel­lungen geblieben sind, und wie Coltello die Gitarre beherrscht und ihr kalkuliert die Vorge­stellten Töne entlockt, so beherrscht er die Sprache. Er arbeitet zum Beispiel in und mit der wört­lichen Rede, mit Dialekten so, dass sie an keiner Stelle gemacht und ge­stelzt klingen, das kenne ich derart souverän nur von Gerhart Hauptmann. Dass heißt aber auch, dass in der Lekto­rats­abtei­lung des Salis­verlages Großes geleistet wurde.

 

Jan Kuhlbrodt    29.04.2012   

 

 
Jan Kuhlbrodt
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