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Elke Erbs Poetics 19
Christine Lavant 17.12.12 Tagebuch: Ich lese im Poesiealbum 289, hggb und Auswahl von Richard Pietraß. (Märkischer Verlag, Wilhelmshorst 2010) Freilich, wenn Schwermut ein Aussatz ist, dann habe ich ohne Beistand zu sterben. Den anderen werden, in Todesstunde, ihre Engel die Stirnen verklären oder die reinlichen Schläfen. Christine Lavant in: Meiner hat mich nie angerührt. (S. 22) (Sie meint ihren Engel, die Strophe ist die letzte des Gedichts.) Ich sehe noch einmal nach: nein, es ist nicht gereimt. Also ist: ... Schläfen ehrlich. Nicht benötigt im Reimzwang. So richtet sich mir jetzt im Raum auf: Reimen fördert Unaufrichtigkeit. Wie freilich manch anderer Art Stimmigkeit auch. Es wirken aber andere Sonanzen, s. schläfen – klären. Als Fortgang von sterben. S.14 Eine große Ausnahme: Ein bloß optischer Reim – und ich lasse ihn zu! (Diese Unaufrichtigkeit, dieses ganz und gar schändliche Vergehen, einen Reim zu betrügen, vor aller Augen! um seinen Reim-Klang!) !! Bei Christine Lavant steht er recht, hier: Hochsommernacht und so voll Frost! Das Windrad geht verzweifelt um, die Sterne scheinen nicht bei Trost, bevor er zuckend untergeht wie eben mein Gebet. Die zweite Strophe von dreien. Erst habe ich ihn gar nicht bemerkt. Vielleicht, weil ich Reime gar nicht erwartete. Dann riß mich das herum zurück zum um, Vers 2. Und dieses ruppige herum auf um ließ mich abgleiten von meinen stetigen Empörungen über diese brutalen nichtswürdigen Pfuschereien, Chuzpe, die!! (bin vom Land, verstehe das people nicht, 1 Ziege gibt Milch & Meckern, nicht ...) Christine Lavant hat die Eigenschaft, strenge Bedürfnisse mit Strenge zu befriedigen. Eine von ihrem Unglück verursachte Entschlossenheit bringt Geschlossenheit hervor, Entschiedenheit, so daß man sich für ihr (von Geburt an extremes) Unheil und andere Gottesstrafen an Schuldlosen gerächt fühlt. Auch unausdrücklich. Ihr fester Griff ordnet, rückt zurecht. Erreicht jenes entscheidende Fast-Nichts des Siegs, der die Anordnung, das Gedicht-Gericht übersteigt. Daneben, dagegen gilt nichts mehr. Sie hat auch wirkliche, reine Reime oder auch keine. Und ohnehin – wirken auch andere Sonanzen: Wie es, im letzten Vers – schwerelos zuckt: dieses eben über das Gebet – oder dieses vom eben fort ...! (Poesiealbum 289, S.14)
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Elke Erb
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