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Elke Erbs Poetics 5 Ernst Jandl SITTICH
kein gewicht so trägt mich schwester anna auf ihrer hand wie einen sittich hoch nach oben und zeigt mir durch große fenster den blick auf die stadt. der weg nach unten macht mich schwer. schwester annas hand ist leer. ich humple an ihrer seite in mein zimmer. 1987 Begegnet bin ich dem Gedicht im Lyrikkalender 2009 (s. 14. Oktober), herausgegeben von Michael Braun, Verlag Das Wundehorn, Heidelberg. Bei hoch nach oben schreibe ich an den Rand: Lieber! denn ich spüre, daß es (nach dem Unfall) ein Kind ist, das getragen wird und gezeigt bekommt. Nach dieser Reaktion auf ein reales Gefühl erscheint mir der Weg nach unten als immateriell. So verkehrt sich die Ordnung der Dinge. Und so weiter empfinde ich den Reim von schwer auf leer als so zusammenhangslos wie Stadthäuser nebeneinander stehn, zusammenhangslos. Und auf dem Land? – die Dorfhäuser hatten Höfe. Ich gehe zurück im Gedicht und prüfe anna und hand: Ja – und hand beendet anna, der Zusammenklang ist ein Zusammenhang, zurückgedacht von schwer und leer. Bei einem Reim habe ich bisher nie gesehn, daß er wie dieser den Eindruck „zusammenhangslos“ bewirken kann. Im Gegensatz zu seinem Anschein. Das Wort leer weist ja faktisch darauf hin. Da kommt eine wechselstromartige Gleichzeitigkeit auf: nein, ja, nein, ja. Oder umgekehrt. Nur nämlich weil zwei Wörter sich reimen, kann das ja zufällig sein, es muß kein Reim gemeint sein, aber faktisch ist das ein Reim, und zwar ein Paarreim. Aber eben leer. Jetzt humpelt er in sein Zimmer (auch ein Zweiertakt, übrigens). Noch einmal: Lieber! Aus dem ersten Lieber! ergab sich eine bildliche Reaktion aus dem Gedicht, die etwas wegführt von ihm: Zur Liebe so begabt wie der Ararat ins Tal blickt und lächelt. Und nach aller Betrachtung kam der Gedanke, daß dieser abgeklärte Gedichtgang der Worte erwachsen sei aus der lebenslangen avantgardistischen Übung mit seriellen Folgen nach der Regel minimaler Abweichung etwa, dieser aktiven Gleichberechtigung der syntaktischen Glieder und der Phoneme ... Sie können uns auch eine Mail an info[at]poetenladen.de senden.
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Elke Erb
Poetics
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Lyrik
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