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Elke Erbs
Poetics  7


Tagebuch 13.8.07

Bescheidenheit

Daß ich weiß, wer:

(Gestern, das gestern geformte Gedicht Reisen wie im Traum konnte nur gelingen mit dem Erfah­rungs­plus, dem Können, dem inzwischen gewonnenen, diesem KönnenWissen, das wie in „Griffen“ einsetzt, sich einfindet, sich stimmt und sich vorgreift).

Wenn ich schon ein Instrument bin, mich, ein Instrument zu sein, hervor­gelockt und herge­funden habe, wie sich zeigt,
dann sollte ich dieses Seitliche, dies Summen auch als ein Instru&ment bewußt sein, dachte ich eben,

da wurde mir gegenwärtig die Bescheiden­heit eines Instrumenten- (und instru­mentä­ren) Spiels, die aufkommt in Momenten und am Schluß und weil das Instrument ganz verschwindet in seiner Bestimmtheit, so daß seine Bescheidenheit der freie Himmel, die Luft oder sonst „alles andere“ ist – Bescheiden­heit eben.

REISEN WIE IM TRAUM

Die schöne lange Zeit die Schäfchen auf der Wiese
schlaflos schöne lange Zeit und ungebunden unbekleidete
ganz und gar auch freie Zeit schlaflose Pause Pausenzeit

die kleinen Schafe die noch auf der Wiese schlafen
schwarze Schäfchen auf der Wiese schlafen bei den Schienen
kleine schwarze Schafe an der Schienenstrecke

meine eigene schöne lange Zeit im eigenen Bett im Bett
die freie schöne lange Zeit die eigene die zu saugen scheint
zu saugen immerfort den Morgen trinkt

2.11.03 (2) (Im Zug von München nach Heidelberg)

(Abschrift aus dem Notate-Notizbuch)
2.11. Zug von München nach Heidelberg
Die schöne lange Zeit
Die Schäfchen auf der Wiese
Schlaflos schöne lange Zeit
und ungebunden nackte

ganz und gar auch freie
Zeitschlaflose Pause Pausenzeit
Die Schäfchen klein, die auf der Wiese schlafen
stattdessen: Die Schäfchen auf der Wiese
Schwarze Schäfchen auf der Wiese
bei den Schienen schlafen
Kleine schwarze Schäfchen an der Schienenstrecke
meine eigene schöne lange Zeit
im eigenen Bett im Bett die freie
so erwünschte ungestörte schöne lange
Zeit die eigene die zu
trinken scheint zu trinken
immerzu den Morgen

saugt

(erste Bearbeitung)
2.11. Zug von München nach Heidelberg
Die schöne lange Zeit
Die Schäfchen auf der Wiese
Schlaflos schöne lange Zeit

und ungebunden nackte
ganz und gar auch freie
Zeit

schlaflose Pause Pausenzeit
Schwarze kleine Schafe auf der Wiese
bei den Schienen schlafen

Schwarze Schäfchen an der Schienenstrecke
Im Bett im eigenen Bett die schöne lange meine
Zeit die freie so erwünschte ungestörte lange

Zeit die eigene die zu trinken scheint zu
trinken immerzu zum Morgen
strömt sie trinkt sie

Muß eben geholt werden


Das Gedicht ist aus „Sonanz. 5-Minuten-Notate“ (Urs Engeler Editor, Basel 2008). Das Buch umfaßt Gedichte aus den Notaten von Ende 2002 bis Mitte 2006. Die späte Bear­beitungs­zeit: Als ich am Schluß alle Notate noch einmal durchging, sah ich, daß der Bearbeitungssprozeß meinen poeto­logi­schen Spürsinn geschärft hatte, so daß ich mehrere liegen­gelas­sene Notate nun doch weiterbringen konnte.

Hier: Ich versuche es erst mit Blindzeilen (empfiehlt sich!), aber (die Bemerkung in Fett): Es reichte nicht.

 

Elke Erb   08.05.2011   

 

 
Elke Erb
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