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12. MDR-Kurzgeschichtenpreis

Interviews mit Juroren und Autoren beim MDR-Literaturwettbewerb

Franziska Gerstenberg (Vorjury) – Interview
Interview mit André Hille  André Hille (Abendjury) – Interview
Marie T. Martin (Finalistin) – Interview
André Hille – Abendjury

André Hille, freier Autor und Literaturredakteur der Kulturzeitschrift Kunst­stoff, ist einer der neun Abendjuroren. Seine Reiseerzählung Erzähl mir vom Land der Birken erschien letzten Herbst im Leipziger Plöttner Verlag. André Hille wurde 1974 in der Altmark geboren und lebt in Leipzig.


Katharina Bendixen: Was ist für dich eine gute Kurzgeschichte?
André Hille: Eine gute Kurzgeschichte ist eine Geschichte, die mich sowohl sprachlich als auch inhaltlich überzeugt. Ich finde, bei einer Kurzgeschichte darf durchaus die Sprache einen leichten Überhang haben, im Gegensatz zu einem Roman, wo für mich der Plot wichtiger ist, weil der über einen längeren Zeitraum tragen muss.
K. Bendixen: Was für Geschichten kann man heute erzählen?
A. Hille: Wenn man das auf einer ganz elementaren Ebene sieht, ist das natürlich schwierig, weil es nur sehr wenige Geschichten gibt, die noch nicht erzählt sind. Andererseits verändern sich ja auch das Leben und die Welt ständig, also entstehen auch ständig neue Geschichten. Aber eine ganz große Überraschung erwarte ich nicht bei einer Geschichte. Dass sie inhaltlich etwas vollkommen Neues darstellt, das ist nicht mehr möglich, glaube ich.
K. Bendixen: Welche Art von Geschichten möchtest du persönlich erzählen?
A. Hille: Mich interessieren vor allem zwischenmenschliche Probleme, also Geschichten von Liebe, Schuld, Enttäuschung. Dabei ist mir immer wichtig, dass ich eine existentielle Ebene erreiche, das ist mein Anspruch an Literatur, sowohl wenn ich schreibe, als auch bei Texten, die ich lese. Texte müssen existentiell menschlich sein.
K. Bendixen: Welche Kriterien legst du als Juror heute Abend an die Texte?
A. Hille: Da es ein Lesewettbewerb ist, ist es auch wichtig, wie gelesen wird, da kommt man in seiner Bewertung nicht drumherum, dass einen das auch beeinflusst. Die Geschichte muss mich überraschen, muss Wendungen haben, muss eine neue Perspektive auf die Welt bieten, auch wenn es nur im ganz Kleinen ist. Die Geschichte muss mich auch berühren, aber das erwarte ich von Literatur sowieso immer.
K. Bendixen: Gibt es für dich einen Meister der Kurzgeschichte?
A. Hille: Ja, den gibt es, John Cheever mit dem Band Der Schwimmer. Das ist ein ganz großartiger Kurzgeschichtenband.

Bericht zum Wettbewerb
André Hille im Poetenladen

Katharina Bendixen     10.04.2007

Katharina Bendixen
Prosa
Reportage
Gespräch