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14. OPEN MIKE

der literaturWERKstatt berlin, November 2006
Interviews mit Autoren und Lektoren beim open mike

Interview mit Anke Bastrop  Anke Bastrop – Interview
Luise Boege – Interview
Anja Kampmann – Interview
Andreas Stichmann – Interview
Daniela Seel – Interview
A n k e   B a s t r o p  ( W e n z e l ),  A u t o r i n

14. open mike Wie fühlt man sich als Teilnehmer beim Open Mike? Wie hoch sind die Erwartungen, wer sind die Favoriten der Lesenden? Man gibt sich abgeklärt, ist „erstaunlich locker“, auf das Gewinnen „nicht angewiesen“ und „hatte sowieso Lust“, auf der Leseposition zu lesen, auf die man durch das Losverfahren gelandet ist. Vier Interviews mit den Poetenladen-Autoren, die zu den diesjährigen Teilnehmern zählen, darunter auch Preisträgerin Luise Boege.

Samstag Nachmittag, der erste Leseblock ist vorbei. Anke Bastrop wird ihren Text Schlaf, Mira am Ende des ersten Tages lesen. Mit Lyrik gehörte sie zu den Favoriten beim 9. Debütpreis des Poetenladens.

Katharina Bendixen: Wie geht es dir?
Anke Bastrop: Ich bin erstaunlich locker. Es war viel schwieriger, nach Berlin zu kommen und hierher zu finden, als nun das Warten auf die Lesung. Es ist eine angenehme Atmosphäre. Ich hatte es mir im Vorhinein kälter vorgestellt.
K. Bendixen: An welcher Stelle liest du und bist du zufrieden mit deiner Leseposition?
A. Bastrop: Ich freue mich, dass ich am ersten Tag dran bin, aber ich bin heute die Letzte. Ich weiß nicht, wie die Aufmerksamkeit dann noch ist. Aber im Moment bin ich noch ganz locker und bin auch zufrieden. Meinetwegen hätte ich auch die erste sein können. Ich möchte es eigentlich ganz schnell weghaben.
K. Bendixen: Was hast du gedacht, als in deinem Briefkasten der Brief lag, dass du Teilnehmerin beim Open Mike bist?
A. Bastrop: Ich habe es gar nicht durch den Brief erfahren. Es war Semesteranfangsparty am Literaturinstitut, ich bin zur Tür reingekommen, und die Menschen haben mich alle so angeschaut, und ich habe gedacht, die schauen mich doch sonst nicht so an. Und dann haben sie gesagt: Anke, du fährst zum Open Mike! Und ich habe gesagt: Aber davon weiß ich doch gar nichts! Sie hatten es kurz vorher im Internet gelesen, und ich konnte es nicht glauben.
K. Bendixen: Worum geht es in deinem Text?
A. Bastrop: Es geht um ein verwahrlostes Mädchen, das mit einem Jungen befreundet ist und immer erst spät in der Nacht nach Hause kann, wenn der Vater es hereinlässt. Schwierige soziale Verhältnisse also, und sie hat eben einen Freund, der sie beschützt. Eigentlich geht es um den Grenzgang zwischen Befreien, indem man möglicherweise tötet, oder indem man beschützt, vielleicht sogar überbeschützt. Es geht aber nicht nur um diese Geschichte, sondern vor allem um die Wahrnehmung durch Sprache. Man kann es nicht auf den Plot reduzieren, weil der Text für mich zwischen Plot und Sprache spielt oder das zumindest so sein sollte.
K. Bendixen: Nach welchen Kriterien hast du den Text ausgewählt, den du eingesendet hast und heute lesen wirst? Ist das ein Text, der bereits in einem Seminar abgesegnet wurde?
A. Bastrop: Ich schreibe ganz langsam, deswegen habe ich immer nicht viele Texte, die gerade fertig sind. Für den Text Schlaf, Mira habe ich ein halbes Jahr gebraucht. Ich schreibe auch immer mehrere Fassungen, hier gab es fünf Fassungen. Die vierte habe ich eingeschickt. Das ist ein Text, der tatsächlich schon in einem Seminar besprochen wurde. Und ich studiere ja auch Germanistik, da habe ich auch mal mit einer Germanistikdozentin den Text durchgesprochen. Er ist also schon einige Bearbeitungen durchgegangen. Ich habe einfach gedacht, dass dieser Text für mich fertig ist, deswegen habe ich ihn eingesendet. Schlaf, Mira ist auch ein Text, der für mich wichtig ist. Ich muss mich immer entscheiden, ob ich erzählen möchte oder nicht, ob es einen Plot geben soll oder nicht, und in diesem Text versuche ich das auszudrücken. Es geht um das Zählende, das man auch als Erzählendes auffassen könnte. Der Text ist für mich sozusagen ein Statement.
K. Bendixen: Was erwartest du vom Open Mike?
A. Bastrop: Ich erwarte gar nicht so viel. Ich freue mich, dass ich eingeladen wurde. Ich möchte eine ordentliche Lesung machen und mit meiner Lesung dann selbst zufrieden sein und nicht irgendwie umfallen oder so, und ansonsten habe ich schon ein paar Kontakte geknüpft, zum Beispiel mit dem Lektor. Bis jetzt bin ich ganz zufrieden.
K. Bendixen: Hast du schon einen Favoriten?
A. Bastrop: Andreas Stichmann finde ich immer interessant. Ich glaube, Luise Boege ist auch interessant. Aber ich habe das Gefühl, es sind viele gute Texte dabei, auch gute Lyrik.
Anke Bastrop, geboren 1982 in Halle, aufgewachsen in Parchim (Mecklenburg). Ausbildung zur Buchhändlerin. Seit 2003 Studium der Germanistik und Journalistik in Leipzig. Außerdem Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig seit 2005. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, u.a. BELLA triste, Plumbum, RISSE unter dem Namen Anke Wenzel.

open-mike 2005 | Ulrike Sandig

Katharina Bendixen     06.11.2006

Katharina Bendixen
Prosa
Reportage
Gespräch
14. open mike