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Herbert Genzmer – Abzittern
Roman | mdv 2008 |
Dietmar Jacobsen 14.06.2008 |
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Das Ende des Alleinseins
Herbert Genzmers neuer Roman beschwört die Scheinwelten des Internets als Lebensfallen
Herbert Genzmers neuer Roman Abzittern steckt – wie eine besonders kostbare Frucht – in einer doppelten Schale. Zum einen gibt er sich durch ein Nachwort des Autors, in dem dieser betont, nur der Herausgeber der auf ihn gekommenen Aufzeichnungen seiner Hauptfigur zu sein, einen pseudorealistischen Anstrich und pocht damit auf eine höhere Wahrhaftigkeit, als sie Literatur (also Erfundenes) in der Regel verbürgt.
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Giwi Margwelaschwili – Zuschauerräume
Theaterstück | Verbrecher Verlag 2008 |
Katharina Bendixen 11.06.2008 |
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Wenn die Figuren die Zuschauer entdecken
Der georgische Autor Giwi Margwelaschwili erzählt nicht nur Geschichten, sondern untersucht auch Genre. Damit wird sein Werk zu einer Mischung aus Literatur, Literaturwissenschaft und Philosophie. Nachdem Margwelaschwili in Officer Pembry den Kriminalroman aufs Korn genommen hat, setzt er sich in dem kurzen Theaterstück Zuschauerräume mit dem Medium Theater auseinander.
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Uroš Zupan – Immer bleibt das Andere
Gedichte | Lyrik Kabinett bei Hanser 2008 |
Walter F. Schmid 08.06.2008 |
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Auf dem Jakobsweg
In ein Gedicht von Uroš Zupan einzutreten heißt, sich in seinen Garten zu stellen, diesen staunend als Weltzelt zu betrachten und sich vom personifizierten Hauch der Pflanzen berühren lassen.
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Martina Weber – Zwischen Handwerk und Inspiration
Sachbuch | Uschtrin Verlag 2008 |
Peter Kapp 05.06.2008 |
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Dichtkunst und Papierverbrauch
In einer Zeit der boomenden Schreiblehranstalten scheint es außer Zweifel zu stehen, dass das literarische Schreiben – und damit auch das lyrische – prinzipiell erlernbar ist. Davon ausgehend sind in den letzten Jahren massenhaft Anleitungsbücher publiziert worden, die häufig ebenso selbstbewusst wie hemdsärmelig versprechen, dem geneigten Leser das Schreiben schon beizubringen, und die offenbar genauestens Bescheid wissen, was zu tun ist, um gute Literatur herzustellen: Ein wenig Talent, ein wenig Papier, dazu Wissen, Fleiß, Technik, Kalkül – und schon funkelt ein neuer Stern am Dichterhimmel!
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Thomas Hürlimann – Der Sprung in den Papierkorb
Prosa | Ammann Verlag & Co. 2008 |
Dietmar Jacobsen 03.06.2008 |
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Ein „Déjà-lu-Erlebnis“
Thomas Hürlimann setzt Nebensächlichem erneut Glanzlichter auf
Das Werk vieler Schriftsteller, wenn sie denn einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht haben, zerfällt in Haupt- und Staatsaktionen sowie die üblichen Wortmeldungen links und rechts der Magistrale. Jener letzteren entledigt gar mancher sich gekonnt, doch beileibe nicht brillant, routiniert bei gering gehaltenem Arbeitsaufwand, mehr so lala als oh, là, là. Nicht so Thomas Hürlimann.
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Sylvia Geist – Der Pfau
Prosa | Luftschacht 2008 |
Walter Fabian Schmid 28.05.2008 |
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Im bunten Federkleid des Unbewussten
„Es gebe doch mehr, als unsere Schulweisheit sich träumen lasse, ja, es gebe so etwas wie einen Magnetismus der Ereignisse oder eine Anziehungskraft unter Schicksalsgefährten.“
Drei dieser Schicksalsgefährten sind es, die sich in Sylvia Geists Der Pfau kreiselnd anziehen und gleichartig gepolt wieder abstoßen. Judith, die burschikose Ich-Erzählerin, die nach ihrem Jura Studium mit ihrem Großvater als Schausteller übers Land tingelt und nirgendwo heimisch geworden ist, der Großvater selber, der distanziert nur Popp genannt wird und vom symbolträchtigen „Soul Lifter“ träumt, und Lil die neu hinzukommt.
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Siegfried Lenz – Schweigeminute
Novelle | Hoffmann und Campe 2008 |
Dietmar Jacobsen 20.05.2008 |
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Glück muss vielleicht im Schweigen ruhen
Siegfried Lenz erzählt seine erste Liebesgeschichte und die ist so altmodisch wie schön
Es ist einfach geschehen und Erklärungen gibt und braucht es nicht. Der Schüler Christian, ein Jahr vor dem Abitur stehend, hat sich in den letzten Sommerferien in seine Englischlehrerin verliebt. Und diese – unerhörte Begebenheit! – erwidert sein Gefühl. Da sind ein paar Gesten, Blicke, unschuldige Berührungen. Ein Nebeneinandersitzen, Sich-in-die-Augen-Schauen, Anteilnehmen – das reicht.
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Andrea Heuser – vor dem verschwinden
Gedichte | onomato 2008 |
Peter Kapp 16.05.2008 |
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Poesie, ins Ohr verleibt
Es gibt Lyrikerinnen und Lyriker, die ein Dichterleben lang stets dieselben Mittel, Formen und Formate verwenden, um Gedichte herzustellen. Im besten Fall gelingt es ihnen dabei, eine unverkennbare Schreibweise zu entwickeln, die sich aus der Fülle zeitgenössischer Dichtung hervorhebt; im schlechteren Fall nutzt sich die jeweilige lyrische Methode ab und verliert schnell an Überraschungs- und Erkenntnispotential.
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Kerstin Hensel – Alle Wetter
Gedichte | Luchterhand 2008 |
Walter Fabian Schmid 09.05.2008 |
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Gesunder Pestgeruch
„Ich käm dir gern mit spitzen Zehen / Und nicht mit spitzer Zunge“, steht symptomatisch für den neuen Gedichtband von Kerstin Hensel. Alle Wetter ist eine Folterkammer der ureigenen Ehrlichkeit, durch deren sinnliche Aufladung Erkenntnis möglich wird. In Wut und Sprachgewalt drängt Hensel mit ihren object touvés des Gedächtnisses in das Bewusstsein des Lesers.
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Christian Schloyer – spiel · ur · meere
Gedichte | kookbooks 2007 |
Roman Graf 08.05.2008 |
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Kritik 31
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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