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Antonin Artaud – Van Gogh, der Selbstmörder durch die Gesellschaft
Matthes & Seitz 2009
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Tobias Roth 18.04.2009 |
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Mit Kunst über den Ernst der Kunst
Antonin Artaud, über den es etwa bei Derrida irrwitzig komplizierte Dinge zu lesen gibt, hat selbst nicht leicht geschrieben, wie er auch nicht leicht gelebt hat. Die Leidenserfahrung der Psychiatrie als Ort des blanken Terrorismus, die etwa in Sylvère Lotringers Buch Ich habe mit Antonin Artaud über Gott gesprochen eindrucksvoll geschildert wird, und die ganz und gar nicht psychiatriebedürftige Beschäftigung mit Erzeugung von Kunst reihen Artaud in den martyrologischen Baum ... der genialen Wahnsinnigen (Derrida, Die soufflierte Rede) ein, den er selbst als erster skizzierte.
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Andre Rudolph – fluglärm über den palästen unsrer restinnerlichkeit
Gedichte | luxbooks 2009
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Walter F. Schmid 14.04.2009 |
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Es leuchten Buchstaben über der Stadt
wie verstreut aufgepinselt aus dem Restlicht verglühender Sterne, die in eingerosteter Himmelsmechanik gerade noch ein ausgefranst poröses Bild ausstrahlen: Die lyrische Person im geschundenen Morgen öffnet die Hitzekammer der unbewussten Schichten, die an der kalten Oberfläche ausglüht.
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Thomas Stangl – Was kommt
Roman | Droschl 2009
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Roland Steiner 10.04.2009 |
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„Die Wirklichkeit ist Lüge“
Mit Karsamstag endete die im österreichischen Parlament gezeigte Ausstellung zum Jubiläum „90 Jahre Republik Österreich“. Heikelster Zeitabschnitt in der nach großkoalitionärem Proporz erfolgten Konzeption dieser Schau waren die Jahre des austrofaschistischen „Ständestaates“ 1933/34-1938, die man offenbar wie jene der NS-Diktatur zu den republikanischen zählte.
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M. Schwitter, E. St. Aubyn, G. Adair, Z. Jenny, M. Cărtărescu, Ch. Herwartz
Sammelrezension
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Ewart Reder 09.04.2009 |
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Fremd im Eigenen
Sechs Häuser suchen sich ihren Roman
Wenn die Redensart recht hat und das Leben Straßen benutzt, sind Häuser deren Kreuzungen. Fragt man die Mode, scheinen zwar viele ein Outdoor-Dasein zu fristen. Ihre Autos sind so hässlich wie die Kleinwagen vor vierzig Jahren und so groß wie damals die Häuser. Aber das täuscht, der gegenwärtige Mensch verlässt sein Haus, außer um in ein anderes zu gehen, nur um allein zu sein oder der Autowerbung nachzuträumen.
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Natascha Wodin – Nachtgeschwister
Roman | Antje Kunstmann Verlag 2009
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Dietmar Jocbsen 06.04.2009 |
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Begegnung in der Wüste
Natascha Wodin schreibt nach Wolfgang Hilbigs Tod das Gegenstück zu seinem Roman Das Provisorium
„Er war hier angekommen wie in einer Hypnose. Hypnotisiert hatten ihn seine eigenen Gedanken, und diese kreisten um die Gestalt einer Frau. Sie kreisten um ihre Gestalt und um ihr Bild, und es war ihm absolut nicht gelungen, sie zu einer wirklichen Frau für sich werden zu lassen. Das war ihm bei noch keiner Frau gelungen.“ Die Sätze stammen aus Wolfgang Hilbigs (1941 – 2007) letzten Roman Das Provisorium (2000).
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Jan Wagner, Björn Kuhligk (Hg.) – Lyrik von JETZT zwei
Gedichte | Berlin Verlag 2008
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Alexander Nitzberg 02.04.2009 |
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Und weiter weiß man nicht ...
Junge Lyrik kann einiges bedeuten: zum Beispiel frisch, riskant und witzig. Oder auch unreif, schülerhaft und grün.
Der zuverlässigste Indikator für das poetische Können ist immer noch die Metaphorik, „that ocean where each kind / Does straight its own resemblance finde“ (Andrew Marvell): Hier spannt sich jenes feinmaschige Netz von Analogien, welches die sprachlichen Funde einfängt und ordnet.
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Leopold Maurer – Miller & Pynchon
Graphic Novel | Residenz 2009
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Roland Steiner 31.03.2009 |
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Humannumerik und wölfische Kommunikation
Rational bestimmte Obsessionen und ungesunde Verlustkompensationen schweißten die Welt vermessenden Helden in diesem exzellenten Comicroman zusammen, ein Werwolfjunge wird sie trennen. Die Helden, das sind Pynchon und Miller, ihre Helfer Hoffmann und Coraghessan. Freunde von literaturgeschichtlichen Anspielungen und Querverweisen werden so denn ihre doppelte Freude an dieser in hart kontrastiertem Schwarz-Weiß gehaltenen Graphic Novel haben ...
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Björn Kuhligk – Von der Oberfläche der Erde
Gedichte | Berlin Verlag 2009
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Marcus Roloff 28.03.2009 |
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Zwischen hier und der Fliehkraft
Björn Kuhligk gehört zur unprätentiösen Sorte Dichter, die sich von Dingen, die es nicht gibt, fernhalten. Für den der sagt, was er sieht, existiert zum Beispiel der Himmel (zumindest tagsüber) lediglich als Quelle von Licht. Schon gar nicht muss er als metaphorischer Kuppelbau herhalten, der dabei helfen soll, die Sprache wie einen geweihten Schluck Wasser rübergeschoben zu kriegen, aus dem die semantisch beladenen Blasen aufsteigen, mittels derer das so genannte Gemeinte dann ausgedrückt wird.
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Lukas Kollmer – Anomia
Luftschacht 2009
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Walter F. Schmid 25.03.2009 |
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Burroughs, W.S.: Frankenstein. Wien: Luftschacht 1984
Wo Anomie eigentlich die Diskrepanz zwischen kulturellen Zielen und institutionalisierten Mitteln meint, wo Orientierungslosigkeit, soziale Bindungslosigkeit und normativer Geltungsverlust entsteht; wo die Anomietheorie eigentlich eine konkrete Handlungsanleitungbegründung für abweichendes Verhalten liefert, verschiebt Kollmer den Begriff in eine funktionale Gesellschaftstheorie: die politische Maschine.
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Michaela Falkner – Kaltschweißattacken
Prosa | Residenz 2009
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Roland Steiner 23.03.2009 |
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Ein Kammerdrama des Devotionsschreckens
Ivan, der (begehrte) Schreckliche, Ivan, der (zwei Meter) Große: Diese Schläge austeilende und darin Euphorie auslösende monströs überhöhte Figur ist das Liebes- und Lebenszentrum von Michaela Falkners namenloser Ich-Erzählerin. Orientierte sich Michael Stavarič in seinem gewaltigem Roman Böse Spiele an griechischer Epik, erzählt die österreichische Radikalkünstlerin im Theatralikduktus einer griechischen Tragödie von sich unbedingt verausgabender Devotion.
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Kathrin Schmidt – Du stirbst nicht
Roman | KiWi 2009
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Walter F. Schmid 19.03.2009 |
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Life in a glasshouse
In raschen Wechseln der Erzählperspektive wirft Kathrin Schmidt den Leser in ihren neuen Roman. Erst im zweiten Kapitel entrollt sich der Protagonistin selbst ihre Identität und ihr Schicksal: Ihr platzte ein Hirnaneurysma, sie erlitt eine Amnesie, eine Aphasie. Kathrin Schmidt, Spezialistin erinnerter Geschichte durch individuelle Schicksale, verlässt auch in Du stirbst nicht ihr Sujet nicht.
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Kritik 23
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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