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Norbert Lange – Rauhfasern
Gedichte | Lyrik Edition 2000, 2005
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Mara F. Genschel 11.07.2006 |
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Dichter aufs Tapet gebracht
Ach, geschmeidiges, weiches Wort „deutsch“! Da fährt man nach Hause; da fühlt sich die Zunge gleich einigermaßen wohl und das Ohr geborgen in einer Art Sprachschloss. Wir kennen uns doch alle ein bisschen aus in diesen Räumen: alte, grandiose oder schreckliche gibt es da, große und kostbare, hohe und niedrige, enge, miefige deutsche Zimmer.
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Juan José Millás – Vier Romane
Suhrkamp 1990 und 1991 | dtv 2003 und 2005
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Katharina Bendixen 16.06.2006 |
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Juan José Millás und die Auflösung der Wirklichkeit
Harmlos beginnen die Romane von Juan José Millás. „Elena war dabei, sich im Badezimmer die Haare von den Beinen zu entfernen, als das Telefon klingelte und ihr mitgeteilt wurde, soeben sei ihre Mutter gestorben.“ heißt es in Das war die Einsamkeit. Ein grandioser Einstieg in einen Roman – und eine grandiose Täuschung dazu.
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Hans-Jürgen Heinrichs – Ulla Hahn – Juli Zeh
Gespräche, Essays | Kunstmann, DVA, Schöffling 2006
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Dorothea Gilde 13.06.2006 |
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Vom Schreiben als Lebenssurrogat
zum Leben in der Schreibwerkstatt
Es gibt Bücher, die bedürfen weniger kritischer als mehr einer empfehlenden Besprechung. So erschienen in diesem Frühjahr Werke namhafter Autoren über Schreiben und Leben, Schreiben und Lesen und Schreiben und Lernen. Genannt seien: Hans-Jürgen Heinrichs (Schreiben ist das bessere Leben. Gespräche mit Schriftstellern), Ulla Hahn (Dichter in der Welt. Mein Schreiben und Lesen) und Juli Zeh ( Alles auf dem Rasen. Kein Roman).
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Richard Yates – Elf Arten der Einsamkeit
Short stories | DVA 2006
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Katharina Bendixen 07.06.2006 |
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Elf einsame, kleine Weltausschnitte
Elf Arten der Einsamkeit möchte Richard Yates in seinem gleichnamigen Erzählband beschreiben, den er bereits in den fünfziger Jahren verfasste und der nun erstmals auf deutsch vorliegt. Den elf Short Stories ist die Zeit, in der sie geschrieben wurden, deutlich anzumerken: Der Zweite Weltkrieg und die militaristische Gesellschaft in den Staaten sind genauso spürbar wie der zögerliche wirtschaftliche Aufschwung in den vierziger und fünfziger Jahren.
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Johann Lippet – Vom Hören vom Sehen vom Finden der Sprache
Gedichte | Lyrik Edition 2000, 2006
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Dorothea Gilde 29.05.2006 |
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Mehr geht nicht, alles oder nichts
Johann Lippets neuer Lyrikband zeigt uns beeindruckend vor allem eines: dass Gedichte nicht nur Orte sind, an denen Erfahrung, Erleben und Erleiden zu Sprache und Ausdruck verschmelzen. Auf scheinbar spielerische Art und Weise lässt er uns vorher schon mitschauen, am Prozess des Gedichtwerdens teilnehmen. Sein Inneres legt er vor dem Leser aus.
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Johannes Groschupf – Zu weit draußen
Roman | Eichborn 2005
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Michaela Schröder 11.05.2006 |
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Den Tatsachen „ins Gesicht sehen“
29-jährig überlebt der Reisejournalist Jan Grahn einen Hubschrauberabsturz in der Sahara. 80% seiner Haut sind verbrannt, erst nach einjährigem Krankenhausaufenthalt und ungezählten Gewebetransplantationen kann Grahn nach Berlin zurückkehren, wo seine Kinder mit ihrer Mutter leben. Der vernarbte Körper erzeugt Schamgefühle.
Unprätentios und unsentimental erzählt Johannes Groschupf die Geschichte eines Mannes, der sich auch lange nach der körperlichen Genesung vom Tod begleiten lässt, als wäre er jene schwarze Allegorie des Mittelalters, die ihrem Opfer heimlich hinterhertanzt.
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Dave King – Homecoming
Roman | Aufbau 2006
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Katharina Bendixen 07.05.2006 |
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Belanglos berührend, berührend belanglos
Seit Howard im Vietnamkrieg bei einer Bombenexplosion schwer verletzt wurde, kann er weder sprechen noch zeichnen; seine Gedanken sind zwar klar, aber die Übersetzung in Bilder oder Wörter gelingt ihm nicht mehr. Nur mit Gesten kann er sich mühsam verständlich machen.
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Kritik 50
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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