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Raphael Urweider – Alle deine Namen
Gedichte | DuMont 2008
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Walter Fabian Schmid 13.03.2008 |
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Love drugs'n nature
Wer bei Liebes- und Naturlyrik automatisch an schwulstige Hymnen und Sonette mit erzwungenen Reimen und hochtrabender Bilderflut denkt, muss seine Meinung bei Raphael Urweider revidieren. Alle deine Namen holt eine derzeit vernachlässigte Thematik der Lyrik zurück in die Moderne. Dabei zeigt Raphael Urweider, dass Liebe und Natur nicht blanke subjektive Phantasterei sein muss.
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Miranda July – Zehn Wahrheiten
Stories | Diogenes 2008
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Dietmar Jacobsen 11.03.2008 |
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Trockenschwimmer
Miranda July erzählt auf der Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit
Miranda July kann und tut eine ganze Menge. Sie dreht Filme, denkt sich Kunstprojekte aus, spielt in Videoclips mit und schreibt Geschichten. Letztere – jetzt auf Deutsch unter dem nicht ganz so glücklichen Titel Zehn Wahrheiten (im Original: No One Belongs Here More Than You) erschienen – handeln von Frauen, die alten Menschen Schwimmunterricht erteilen, ohne dazu mehr Wasser zu benötigen, als in eine gewöhnliche Schüsssel passt.
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Christian Kreis – Nichtverrottbare Abfälle
Gedichte | mdv 2008
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Tobias Amslinger 08.03.2008 |
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Zwischen Adorno und Porno
„Es geht mir ab das feierlich Ernste sehr“, konstatiert der junge Lyriker Christian Kreis in wohlgeformten Odenstrophen und stellt sich damit in eine Tradition humoristischer Lyrik, die von Dichtern wie Robert Gernhardt oder Peter Rühmkorf maßgeblich geprägt worden ist. Mit beiden verbindet Kreis ein ausgeprägtes Formbewusstsein und die Souveränität, den ehrwürdigen Kanon der Lyrikgeschichte auch mal als Spielzeugkiste zu verwenden.
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Nils Mohl – Kasse 53
Roman | Achilla Presse
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Katharina Bendixen 04.03.2008 |
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Enzyklopädie des Einzelhandels
Entsteht der Zwang, mit Menschen zu kommunizieren, mit denen man die Kommunikation lieber unterließe, ist die Diskrepanz zwischen Gedachtem und Gesagtem groß. Auf den Witz und die Tragik dieser Diskrepanz baut Kasse 53, der Debütroman des Hamburger Autors Nils Mohl, der in den kleinen Disziplinen des Jungautorendaseins doppelt siegte – er las zweimal beim Open Mike und war zweimal Preisträger beim mdr-Literaturwettbewerb –, für die große Hürde des ersten Romans aber jahrelanges Training brauchte.
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Walle Sayer – Den Tag zu den Tagen
Gedichte | Edition YE, 2005
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Marianne Glaßer 03.03.2008 |
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Gereinigte Wahrnehmung
»Das ganze Leben liegt in dem Verb ›sehen‹«, schrieb Pierre Teilhard de Chardin. Bei Walle Sayers Gedichten handelt es sich um Seh-Gedichte, die von visuellen Eindrücken leben. Meist werden unscheinbare Dinge und Menschen gesehen: eine Vase auf dem Fensterbrett, ein im Schlamm versunkener Fahrradrahmen, ein Witwer in seiner Wohnung, ein Schaukelpferd in der Rumpelkammer, eine Schneeschaufel an der Hauswand, ein verlorener Handschuh.
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[SIC] Nr. 3 – Zeitschrift für Literatur
Aachen, Zürich Dezember 2007
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Walter Fabian Schmid 27.02.2008 |
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[SIC] – not sick!
[sic] – jeder Geisteswissenschaftler wird dieses Zeichen mit einem Fehler verbinden. Damit werden in textkritischen Arbeiten Besonderheiten wie orthographische und semantische Widersprüche gekennzeichnet. Dass in diesen – aus konventionellen Denkmustern betrachtet – falschen Informationen allerdings ein kreatives Moment liegt, da Verwirrung hergestellt wird, stellt die Zeitschrift [SIC] programmatisch in den Vordergrund.
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Ulrike Almut Sandig – Streumen
Gedichte | Connewitzer Verlangsbuchhandlung 2007
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Kurt Drawert 26.02.2008 |
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dieser hunger ist der rest eines alten versprechens
Mit Ulrike A. Sandig ist eine Entdeckung geglückt.
Um die junge deutsche Lyrik braucht man sich, zumindest quantitativ, keine Sorgen zu machen. Aber nicht alles ist auch Gold, was glänzt, und so manches ist nicht einmal Eisen. Andererseits waren Talente jenseits der Durchschnittsware immer schon rar, und wenn literarische Wettbewerbe überhaupt einen Sinn haben sollen, dann wohl den, diese besonderen Stimmen zu entdecken und hervorzuheben.
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Herbert Hindringer – Distanzschule
Gedichte | yedermann 2007
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Frank Milautzcki 21.02.2008 |
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Neue Gedichte von Herbert Hindringer
Wieder überzeugt der yedermann Verlag mit junger deutscher Lyrik. Nach Kasnitz, Achim Wagner, Heuer, Fellner und Fiebig präsentiert er ein weiteres Buch von Herbert Hindringer, der bereits 2003 hier mit einem Lyrikband auf sich aufmerksam machen konnte. In Distanzschule versammeln sich Gedichte über Ungleichungen, Höhenluft und Herrgottswinkel, Landschaften übersee und im Umfeld, geliebte Frauen und Magengeschwüre, Irrtum und Geräusch, das zurückbleibt.
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Grégoire Bouillier – Der Überraschungsgast
Nagel & Kimche
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Katharina Bendixen 20.02.2008 |
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Hauptsache, es macht Spaß
Als die französische Künstlerin Sophie Calle nach einer längeren Reise 1979 nach Paris zurückkehrte, folgte sie fremden Menschen, um sich wieder an die Stadt zu gewöhnen. Ihre kleinen kriminalistischen Arbeiten dokumentierte sie anhand von Fotos und Berichten. Später ließ Calle sich von einem eigens beauftragten Detektiv selbst verfolgen, und auch dessen Material und damit ihr Privatleben machte sie der Öffentlichkeit in einer Ausstellung zugänglich.
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Josep Maria Fonalleras – August & Gustau
Roman | A1 Verlag 2007
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Adrian Kasnitz 17.02.2008 |
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In der Abteilung »Verlorene Teile«
Das größte Puzzle-Spiel der Welt besteht angeblich aus 24.000 Teilen und wird vom katalanischen Spieleverlag Educa angeboten. Bei einer solchen Menge an Pappstücken kann es natürlich passieren, dass man das eine oder andere verliert. In diesem Fall hat Educa ein einmaliges Serviceangebot. Bei der Abteilung „piecas perdidas“ kann man verloren gegangene Teile nachbestellen. Man muss nur die genaue Position des Stücks im Ganzen benennen.
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Kritik 34
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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