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Lutz Rathenow – Gelächter, sortiert
Gedichte | Ralf Liebe, Weilerswist 2009
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Matthias Kehle 05.06.2009 |
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Durchwachsen
Er nennt sich einen „etablierten Außenseiter“, der eher „merkwürdige Literaturpreise“ bekommen habe und 15.000 Seiten eigener Stasi-Akten zur Kenntnis habe nehmen müssen. Tatsache ist, dass Lutz Rathenow einer der wichtigen Gegenwartslyriker ist. Außerdem ist der vielseitige Schriftsteller mit einem bemerkenswerten Bildband über Ostberlin und einem hübschen Kinderbuch zum Bestsellerautor geworden.
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Ewart Reder – Verfasste Landschaft
Gedichte | axel dielmann – verlag 2008
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Gerald Brandt 28.05.2009 |
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Für Grenzgänger und Widerleser
Dass Ewart Reder schreiben kann, dürfte inzwischen hinreichend bekannt sein, muss nicht weiter ausgeführt werden. Und doch schafft er es immer wieder, seine Leserinnen und Leser zu überraschen. Mit Gedichten, die so gründlich gegen den Sprachstrich gebürstet sind, dass es gelegentlich beinahe schmerzt. Die sich dem Lesenlassen zunächst widerborstig verweigern, um einen dann überfallartig mit wunderbaren Assoziationen und sprachschöpferischem Eigensinn zu beeindrucken und innehalten zu lassen.
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Ludvik Kundera – do Ra Da (da)
Gedichte | Arco Verlag und Poesiealbum 2008
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Volker Sielaff 25.05.2009 |
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Sommerbuch der kleinen Wünsche
Schon auf dem Deckblatt stehen, als Name und Buchtitel, zwei Verse: „Ludvík Kundera / el do Ra Da (da)“. Sein Name dürfte auch wenig erfahrenen Lyriklesern ein Begriff sein, denn Kundera zählt heute zu den bekanntesten tschechischen Dichtern der Gegenwart, und vielmaschig ist inzwischen das Netz der Korrespondenzen zwischen ihm, dem 1920 im böhmischen Litomerice geborenen Poeten, und seinen (lebenden und toten) deutschen Freunden und Kollegen, die er fast alle auch ins Tschechische übersetzt hat: Peter Huchel, Franz Fühmann, Günter Kunert, Heinz Czechowski, Erich Arendt, Hanns Cibulka und viele andere.
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Eberhard Häfner – In die Büsche geschlagen
Gedichte | Lyrikedition 2000, 2008
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Michael Wüstefeld 23.05.2009 |
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Schön verquer
Wo andere Dichter
Das ist ja das geniale an der von Heinz Ludwig Arnold gegründeten „Lyrik Edition 2000“: den Lesern werden vergriffene Lyrikbände wieder zugänglich und abgegriffene Lyriker zu Novitäten gemacht. So hat sich diese Editionsreihe zu einer wahren Fundgrube mit inzwischen über 100 Bänden entwickelt.
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Michael Köhlmeier – Idylle mit ertrinkendem Hund
Prosa | Deuticke im Paul Zsolnay Verlag 2008
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Dietmar Jocbsen 22.05.2009 |
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„Worte sind das Werkzeug des Narren“
Michael Köhlmeiers Novelle Idylle mit ertrinkendem Hund ist große Kunst und berührende Trauerarbeit in einem
Kunst ist Kunst und Realität Realität. Wer Literatur macht, ist sich dessen in der Regel bewusst und genießt es, die tristen Gegebenheiten des Daseins auf ein paar Dutzend oder Hunderten von Seiten einmal beiseite lassen zu können, sich zum Demiurgen einer Parallelwelt aufzuschwingen, in der die Kontraste schärfer, die Figuren konturierter, die Konflikte tödlicher sind.
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100 Gedichte aus der DDR – Buchwald / Wagenbach (Hg.)
Anthologie | Wagenbach 2009
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Michael Wüstefeld 15.05.2009 |
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Merkwürdigkeiten einer Anthologie
Wo andere Dichter Der Jubiläumismus hat die Verlage fest im Griff. 20 Jahre Mauerfall und 20 Jahre Deutsche Einheit gestalten die Programme maßgeblich mit, auch im Wagenbach Verlag. Schon zu Zeiten des Kalten Krieges waren dort Bücher von DDR-Autoren wie Christa Reinig, Peter Huchel und Wolf Biermann erschienen, die zum Teil im „Leseland“ nicht gelitten waren.
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Erika Burkart – Geheimbrief
Gedichte | Ammannn 2009
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Walter F. Schmid 12.05.2009 |
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Jenseits der Menschen die Lieder
Wo andere Dichter schon aufgehört haben zu schreiben, weil sie vom ewigen Selbstzitieren genervt sind, schreibt Erika Burkart fleißig weiter. Der Vorwurf des Selbstzitierens trifft auf den ersten Blick wohl bei niemandem sonst so deutlich zu. Auf den ersten Blick.
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Volker Braun – Machwerk
Suhrkamp 2008
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Dietmar Jacobsen 07.05.2009 |
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Inmitten des „Großen Umsonst“
Volker Brauns Flick von Lauchhammer ist ein armer Schelm des anbrechenden dritten Jahrtausends
Mit seinem Gedicht Das Eigentum hat Volker Braun im Sommer 1990 als einer der ersten deutschen Autoren einen poetischen Kommentar zur Lage im östlichen Teil seines Vaterlands am Vorabend der Wiedervereinigung abgegeben. Es wird seither viel zitiert, doch leider auch nicht selten missverstanden. Denn nicht von jammersatter Ostalgie, eher von Paradoxie sollte wohl die Rede sein, wenn es heißt: „Was ich niemals besaß, wird mir entrissen. / Was ich nicht lebte, werd ich ewig missen.“
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Hélène Berr – Pariser Tagebuch 1942-1944
Hanser 2009
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Antonín Dick 24.04.2009 |
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Ein atemberaubendes Zeugnis
„Ich schreibe hier, weil ich nicht weiß, mit wem ich reden soll“. So eine der ersten Tagebuchnotizen einer Einundzwanzigjährigen im nazibesetzten Paris. Das Aufschreiben beruhigt sie. Nach Eintrag einer längeren Geschichte resümiert sie: „Es genügt, daß ich sie dir erzählt habe, mein Blatt Papier; schon ist alles besser.“
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Walle Sayer – Kerngehäuse
Prosagedichte | Klöpfer & Meyer 2009
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Matthias Kehle 23.04.2009 |
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Eine Innenansicht des Wesentlichen
„Stell einen Notenständer ins Freie, schon sammeln sich darauf Schwalben.“ Solche wunderbaren Bilder finden sich in dem neuen Buch des Horber Dichters Walle Sayer zu Hauf. „Kerngehäuse. Eine Innenansicht des Wesentlichen“ nennt er die Sammlung von kurzen Prosastücken, die meisten kaum länger, oft kürzer als eine halbe Seite.
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Kritik 22
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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