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Francisca Ricinski – Zug ohne Räder
lyrische Prosa | Editura Fundatiei Culturale Poezia 08
Andreas Noga    18.03.2009
Francisca Ricinski | Zug ohne Räder  
Texte sind Räume ...

Ricinskis Texte sind Räume. Räume, in denen Möbel aus Literatur, Musik, Theater, Kunst, autobiographischer Realität und Fiktion zu einem surrealen, melancholischen Ensemble verschmelzen. Im ersten Abschnitt des Buches sind diese Worträume als verspätete Briefe an längst verstorbene Dichte�rinnen und Dichter gerichtet.

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Bodo Kirchhoff – Erinnerungen an meinen Porsche
Roman | Hoffmann und Campe 2009
Dietmar Jacobsen    11.02.2009
Bodo Kirchhoff | Erinnerungen an meinen Porsche  
Ursel, Selma und Helene, Bankenkrach und Penisnot
Bodo Kirchhoffs aktueller Roman präsentiert sich als unernstes Pan­dämonium unserer krisengeschüttelten Gegenwart

Daniel Deserno heißt der Held in Bodo Kirchhoffs neuem Roman Erinnerungen an meinen Porsche. Der 39-Jährige – aus­gestattet mit sämtlichen Erkennungs­zeichen seines aktuell stark in Verruf geratenen Berufs­stands – ist ein Hans Dampf in allen Gassen des Investment­bankings. Da der Leser ihm begegnet, treibt ihn aller­dings mehr als die kolla­bie­renden Fonds seiner Bank ein intimes Problem um: Sein Porsche röhrt nicht mehr und das macht ihm zu schaffen.

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Daniel Glattauer – Alle sieben Wellen
Roman | Deuticke 2009
Dorothea Gilde    09.03.2009
Daniel Glattauer | Alle sieben Wellen  
Gefühlsschrank und Berührungspunkt

Was wäre wenn… Shakespeare eine Home­page gehabt hätte? Nun, dann hätte Ephraim Kishon* vielleicht keine Fortsetzung mehr schreiben müssen. Sie wissen schon, Romeo und Julia. Weil Shakespeare sie, getrieben vom inter-netten Drängen der edlen Damen, selbst geschrieben hätte? Daniel Glattauer jedenfalls hat es getan. In seinem neuen Buch Alle sieben Wellen spinnt er die virtuelle Liebesgeschichte von Emmi und Leo aus Gut gegen Nordwind weiter.

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Michael Wüstefeld – Das AnAlphabeth
Seidl 2007
Wolfgang Hädecke    05.03.2009
Michael Wüstefeld  |  Das AnAlphabeth  
Eine Schatztruhe voller Schaumkraut
Der Dresdner Dichter Michael Wüstefeld fischt kunstvoll nach Wörtern

Die berühmte dänische Lyrikerin Inger Christensen schrieb vor Jahren ein Lang­gedicht „Alphabet“, das mit dem Doppelvers beginnt: „Die Apri­kosen­bäume gibt es. Die Aprikosen­bäume gibt es.“ Vom Buch­staben A führte sie, jeweils Wörter mit dem folgenden Anfangs­buchstaben häufend, den Text bis zum N und brach nach 321 N-Versen ab ...

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Theo Breuer – Wortlos
Gedichte | Silver Horse Edition 2009
Andreas Noga    28.02.2009
Theo Breuer | Wortlos  
du! (ruchu dur spruchu ust dus guducht)

In seinen jüngsten Essays (nachzulesen unter anderem in poetenladen) hat sich Theo Breuer mehrfach skeptisch über die Lyrik­produktion jüngerer Auto­rinnen und Autoren geäußert. Es mangele an Bänden, die unter die Haut gehen, im Kopf bleiben und auch im Bauch über die Lektüre hinaus nachwirken, weil sie Leben in sich aufgesogen haben.

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Wilhelm Genazino – Das Glück in glücksfernen Zeiten
Roman | Hanser 2009
Dorothea Gilde    26.02.2009
Wilhelm Genazino | Das Glück in glücksfernen Zeiten  
Halbtagsleben-Blues

Die Lektüre vom Glück in glücksfernen Zeiten kann, wie das Mittelmäßige Heimweh, Rat­losigkeit und Irritation hinterlassen. Die Haupt­figur Gerhard Warlich betreffend, ist das wohl Ziel des Romans gewesen. Woher aber kommt der unbequeme Grundton, der nach­hallt.

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Jorie Graham – Region der Unähnlichkeit
Gedichte | Urs Engeler Editior 2008
Jan Kuhlbrodt    24.02.2009
Jorie Graham | Region der Unähnlichkeit  
Detail aus der Schöpfung

„und aus dem äußersten Ende der Nacht der blühende Weißdorn aufstand.“
Wenn es noch Argumente gebraucht hätte, mit diesem Vers hätte sie mich gehabt. Im anti­ki­sie­renden Rhythmus bricht sich eine Erfahrung Raum die die Enden von Sinnlichkeit und Re­flexion zusammenbiegt zu einer auf der Seite liegenden Acht, und der blühende Weiß­dorn ist geradezu zu riechen.

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Sibylle Lewitscharoff – Apostoloff
Roman | Suhrkamp 2009
Dietmar Jacobsen    23.02.2009
Sibylle Lewitscharoff | Apostoloff  
Kinder der deutsch-bulgarischen Freundschaft
Sibylle Lewitscharoffs neuer Roman ist die Geschichte einer Abrechnung

Ruben Apostoloff ist Chauffeur. Keiner aus Pro­fession, sondern einer aus Freund­schaft, später gar Liebe. An Bord seines klapprigen kleinen Daihatsu hat er zwei Schwestern. Eine davon ist die Ich-Erzählerin. Als die um zwei Jahre Jüngere sitzt sie hinten. Es ist zugleich ihre Lieblings-, weil die Position, aus der heraus sie die Dinge im Griff hat. Man reist durch Bulgarien, von Veliko Tarnovo nach Schumen, weiter nach Varna und Nessebar, schließlich über Plovdiv nach Sofia.

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Thomas Bernhard – Meine Preise
Eine Bilanz | Suhrkamp 2008
Tobias Roth    21.02.2009
Thomas Bernhard | Meine Preise  
Ich danke dieser Jury

Der Literaturbetrieb hat die mäzenatische Dauer­förderung schon lange weitgehend durch den Literatur­preis ersetzt. Das hat den Nachteil, dass die Ehrungen und Besol­dungen nun Glücks­fälle und isolierte Karriere­momente sind, aber den großen Vorteil, dass man bei Belieben nicht nur Gutes über die Stifter zu reden und zu schreiben hat. Es bleibt über­lebens­wichtig in finan­ziellen Nah­tod­erfahrungen und verspricht gebündelte Auf­merk­samkeit – was auch immer man in diese Auf­merksamkeit hineinstellt.

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Kritik 24
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
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Ich habe ja damals wirklich unmit­tel­bar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begon­nen, ich muss­te es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verloren­gegangen, also fing ich wie ver­rückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Über­lebens­mittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch


Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch