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Bernard No�l – Anna – nicht die, die ihr denkt
Matthes & Seitz 2007
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Achim Wagner 12.04.2008 |
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Was die Besessenen von der Besessenheit wissen
Man kann in Bernard Noëls Anna – nicht die, die ihr denkt (im Original: La langue d'Anna) durchaus einen poetologischen Gegenentwurf zu dem Neorealismus der Rossellinis, Fellinis und Viscontis sehen. Noël zeigt in seinem großen – von Joachim Sartorius im Nachwort zu Recht als „Meisterwerk“ bezeichneten – Monolog, die Schauspielerin auf ihrer letzten Spurensuche, der Suche nach ihrer eigenen Identität, (nach einer eigenen Identität), unmittelbar vor ihrem Krebstod.
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Philip Roth – Exit Ghost
Hanser 2008
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Dietmar Jacobsen 10.04.2008 |
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Jedermanns Schicksal: Instabilität
Philip Roth erzählt in seinem neuen Meisterwerk die Geschichte Nathan Zuckermans zu Ende
Wer in den vergangenen dreieinhalb Jahrzehnten das Werk des amerikanischen Schriftstellers Philip Roth verfolgt hat, ist immer wieder einer Gestalt namens Nathan Zuckerman begegnet. Zunächst als Alter Ego des Autors konzipiert, über das Roth seinen eigenen, komplizierten Weg zu national- und schließlich weltliterarischer Geltung selbstironisch spiegeln konnte, taucht Zuckerman in späteren Romanen nicht mehr als Ich-Erzähler auf, sondern in der Rolle des zurückgezogen lebenden, längst anerkannten Schriftstellers, den jetzt andere bitten, ihren Lebensgeschichten literarische Gestalt zu verleihen.
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Adolf Endler – Krähenüberkrächzte Rolltreppe
Peter Rühmkorf – Paradiesvogelschiß
Wallstein 2007 | Rowohlt 2008
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Daniel Ketteler 31.03.2008 |
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Krähenüberkrächzter Paradiesvogelschiß
Peter Rühmkorf und Adolf Endler melden sich mit zwei grandiosen Gedichtbänden zu Wort
Betrachtet man das oft verkrampfte und artifizielle Treiben der jungen Lyrikergeneration und nimmt dann einen Band wie die Krähenüberkrächzte Rolltreppe von Adolf Endler oder den jüngst erschienenen Paradiesvogelschiß Peter Rühmkorfs zur Hand wird klar: Narrenfreiheit, dass ist nicht nur etwas fürs Altenteil. Angst vor der zwielichtig krummen Formulierung? Angst vorm überall lauernden Kalauer? Verbeugung vor dem politisch korrekten, vor dem Feuilletonopportunen? Oder bildungsbürgerlich aufgepimpte Hirnforschungslyrik? Nichts davon.
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Hans-Ulrich Treichel – Anatolin
Roman | Suhrkamp 2008
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Dietmar Jacobsen 29.03.2008 |
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Morbus biographicus
Hans-Ulrich Treichel stöbert »in dem, was nicht da ist«, und er findet genug für einen ganzen Roman
Nun also Anatolin – und damit noch einmal das, was der Leser schon aus Der Verlorene und Menschenflug kennt. Wirklich noch einmal? Keineswegs. Denn so dicht an der eigenen Person hat Treichel in den beiden vorerwähnten Texten von 1998 und 2005 nicht geschrieben.
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Thomas Pletzinger – Bestattung eines Hundes
Roman | Kiepenheuer & Witsch 2008
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Katrin Marie Merten 27.03.2008 |
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Erinnerungstiere oder
»Das Leben ist ein Wirbel und kein Strich«
Bestattung eines Hundes beeindruckt durch seine Vielschichtigkeit. Auf 352 Seiten sind die Geschichten komplexer Charaktere so virtuos verwoben und ineinander verschachtelt, dass sich Pletzinger als genialer Komponist beweist. Nichts ist umsonst, kein Name, kein Querverweis. Nichts ist irrelevant. Pletzinger behandelt beinahe alle brisanten Themen unserer Zeit ...
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Ostragehege Nr. 49 – Zeitschrift für Literatur, Kunst
Dresden 1/2008
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Walter Fabian Schmid 25.03.2008 |
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Ein Ruhepol im Zeitschriftenpool
Der Markt der Literaturzeitschriften ist im deutschsprachigen Raum erfreulicherweise breit gestreut. In diesem Segment überregional hervorzustechen, ist dadurch allerdings schwer. Ostragehege hat genau dieses Potential. In der neusten Ausgabe gelingt es der Dresdner Literaturzeitschrift, Unbekanntes in abbildbare Wirklichkeit zu erheben, und das in unnachahmlicher Fachkenntnis der Reportierenden.
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Michael Kumpfmüller – Nachricht an alle
Roman | Kiepenheuer & Witsch 2008
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Katharina Bendixen 25.03.2008 |
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Ansichten eines Innenministers
Am Anfang steht ein »Minister, dem die Tochter vom Himmel gefallen war«. Daraus wird ein Minister, der mit explodierenden Autos in den Vorstädten und dem Sturm auf Polizeiwachen zu kämpfen hat, ein Minister, der in einer Talkshow auf die Konfrontation mit dem Zweiklassensystem der Gesellschaft souverän reagiert, ein Minister, der zwei Geliebte hat, dessen Reiseabrechnungen Unregelmäßigkeiten aufweisen, der Drohbriefe bekommt, über den ein siebenseitiger Enthüllungsbericht erscheint.
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Elfriede Czurda – Krankhafte Lichtung
Verbrecher Verlag 2007
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Roland Steiner 24.03.2008 |
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Sprachvirtuose Genderpolitik
Nach Kurzgeschichten des oberösterreichischen Musikers Markus Binder editiert der Verbrecher Verlag Erzählungen der 1946 im oberösterreichischen Wels geborenen und nach Berlin-, Japan- und USA-Aufenthalten in Wien lebenden Sprachvirtuosin Elfriede Czurda.
In drei hochpoetischen, kammerspielartigen Prosaverdichtungen werden die geschlechtliche Überformung von Macht und stereotyp oktroyierter Rollenzuteilung dekonstruiert und wahnhafte Lieben
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Europa schreibt kroatisch
Roland & Quist | Folio | Wieser
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Ewart Reder 21.03.2008 |
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Europa schreibt kroatisch
Nicht die Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers wert fand Bismarck den Balkan. Er war nie dort. Die Kroaten hingegen, die ein blindes Schicksal in der penninsularen Bergwelt festhält, die die balkanische heißt, wollen sie von Klischees und Mythen befreien, so die Direktorin der Buchmesse in Pula vergangenen Dezember.
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Heinrich Detering (Hg.) – Reclams großes Buch der deutschen Gedichte
Gedichte | Reclam 2007
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Martin Jankowski 20.03.2008 |
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Ziegelsteine der Poesie
Großangelegte Anthologien deutscher Dichtkunst gab und gibt es viele, und es wird stets neue geben. Der deutsche Hang zur immerwährenden Kanonbildung und der bildungsbürgerliche Literaturbetrieb machen es möglich. Dass Reclam als deutscher Klassikerverlag nun auch eine solche herausgibt, ist verständlich. Und mit Heinrich Detering wurde ein kompetenter und umtriebiger Herausgeber gefunden ...
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Kritik 33
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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