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Augusto Monterroso – Das Schwarze Schaf
Fabeln | Insel Verlag 2011 |
Carola Gruber 02.02.2012 |
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Minimalgeschichten von Tieren und Menschen
„Microrrelato“ oder „microficción“ heißen sie auf Spanisch: Jene kurzen Texten, die sich an der Untergrenze des Erzählens bewegen. Als extrem reduzierte Texte üben sie sich in quantitativer Unterbietung – und sind ein blühendes Format der lateinamerikanischen Literatur. Ein wichtiger Vertreter der „Mikroerzählung“ war der guatemaltekische Schriftsteller und Diplomat Augusto Monterroso.
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Judith Schalansky – Der Hals der Giraffe
Roman | Suhrkamp 2011 |
Dietmar Jacobsen 29.01.2012 |
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„Wer den längeren Hals hat, lebt auch länger“
In Judith Schalanskys Roman Der Hals der Giraffe erfährt eine Biologielehrerin schmerzhaft, dass die darwinistische Entwicklungslehre wohl doch nicht alles ist
Jetzt mal ganz ehrlich: Erinnern Sie sich noch an Ihren Biologielehrer bzw. sein weibliches Pendant? Nein, tun Sie nicht? Na, sehen Sie – mir geht es nämlich genauso. Ich glaube sogar, Biologie zählt zu den Fächern, die man nicht so richtig ernst nimmt. Mathematik – na klar. Englisch – aber hallo und am liebsten schon im Kindergarten. Aber Biologie?
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Gabriele Weingartner – Villa Klestiel
Roman | Limbus Verlag 2011 |
Michael Buselmeier 12.01.2012 |
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Einsame Menschen Gabriele Weingartners Roman über eine Senioren-WG in Berlin
Sie sind zwischen Sechzig und Siebzig, also noch nicht wirklich alt, etwa ein Dutzend Akademiker, die zusammen in Berlin um die Jahrtausendwende die ehrwürdige Villa Klestiel gekauft und eine Senioren-Wohngemeinschaft begründet haben, dicht am Schlachtensee, am Rand von Zehlendorf.
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Siegfried Lenz – Die Maske
Roman | Hoffmann und Campe 2011 |
Dietmar Jacobsen 10.01.2012 |
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„Das Schicksal ... begnügt sich damit, zuzuschlagen“
Fünf neue Erzählungen von Siegfried Lenz erkunden, wie viel Fantasie die Realität verträgt
Der heute 85-jährige Siegfried Lenz hat sein umfangreiches Prosawerk einst mit Erzählungen begonnen. Texte wie Die Nacht im Hotel (1949), Mein verdrossenes Gesicht (1950) oder Der Läufer (1951) waren bereits Proben auf die Exempel seiner Romane von Es waren Habichte in der Luft (1951) über Deutschstunde (1968) und Heimatmuseum (1978) bis hin zu Fundbüro (2003). Und doch hat der Romancier, der das große, geschichtsträchtige Gesellschaftsbild so gut beherrscht wie kaum ein zweiter deutschsprachiger Schriftsteller unserer Zeit, nie aufgehört, auch kürzere Texte zu schreiben.
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Marcus Roloff – im toten winkel des goldenen schnitts
Gedichte | Gutleut Verlag 2010 |
Lothar Quinkenstein 05.01.2012 |
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Der Dichter als Landvermesser (Strippenzieher)
Mit dem ersten Gedicht schon („mein gleiwitz“) wird die Poetik deutlich: Die Überblendung des Privaten mit dem Historischen verrät ein Verständnis des Individuellen jenseits der eingefahrenen Geleise; die Präzision, mit der das Gedicht gearbeitet ist – von den versteckten Reimen bis zum erschreckenden Rahmen der letzten Zeile –, verrät den Handwerker, der es genau nimmt.
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Tanja Jeschke – Ein Kind fliegt davon
Roman | Edition Voss im Horlemann Verlag |
Ewart Reder 04.01.2012 |
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Wörter, die sein müssen
Als ich vor ungefähr zehn Jahren mein erstes Buch veröffentlichte, hatte das für mich viele schöne Folgen und eine lästige. Die Zeitschrift, für die ich damals rezensierte, lehnte meinen nächsten Vorschlag ab mit der Begründung: Das Buch sei im selben Verlag erschienen wie meins. Ja richtig, mir fiel es da erst auf. Genau deshalb war ich zu dem Verlag gegangen, weil mir seine Bücher gefielen. Nun merkte ich: Öffentlich über sie sagen durfte ich nichts mehr.
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Alexej Parschtschikow – Erdöl
Gedichte | kookbooks 2011 |
Tillmann Severin 20.12.2011 |
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Material – metareal
Erdöl ist ein Reizwort. Wenn es auf einem Gedichtband zusammen mit „Russisch – Deutsch“ und dem Lyriker Alexej Parschtschikow auftaucht, der in der Mitte seines Namens diese geheimnissvollen zwei SCHs trägt, die man sonst nur aus roter Krautsuppe – Borschtsch – kennt, fragt man sich, ob das nicht etwas zuviel ist.
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Ilija Trojanow – Eistau
Roman | Carl Hanser Verlag 2011 |
Dietmar Jacobsen 05.12.2011 |
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„Ich bin es müde, Mensch zu sein“
Ilija Trojanows Roman Eistau pathetisiert das Thema Mensch/ Natur, indem er seinen Helden verbittern lässt und zum Sühneopfer stilisiert
„Erleben Sie auf unserer Antarktisrundreise abwechslungsreiche Expeditionen, spannende Vorträge von fachkundigen Dozenten und eine unvergleichliche Tierwelt. Erkunden Sie die antarktische Halbinsel in all ihrer Vielfalt ... Aquamarinblau schimmernde Eisberge und das weite Meer bilden einen würdigen Rahmen.“ (Online-Werbung der Djoser Reisen GmbH/ Köln)
Grammatisch nicht immer so holprig wie in diesem Beispiel kann man es in Dutzenden, von Reiseveranstaltern und Reedereien herausgegebenen Katalogen lesen. Die Antarktis hat offensichtlich und trotz der gepfefferten Preise, die die Exklusivität von solcherart Veranstaltungen natürlich noch unterstreichen, Konjunktur.
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Brigitte Struzyk – alles offen
Gedichte | Fixpoetry Verlag 2011 |
Hellmuth Opitz 02.12.2011 |
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Kopfüber in die Gedichtanfänge
Wer seinem Gedichtband einen Titel wie „Alles offen“ gibt, will Möglichkeiten betonen, will die alternative Lesart des „Nichts ist sicher“ nicht in ihrem Fatalismus stehen lassen. Dafür nutzt Brigitte Struzyk die Wirklichkeit als Reibefläche: „Hier bekommst Du Realien, reinweg“ gibt Dichterkollegin Elke Erb dem Leser als Wirkversprechen auf dem Klappentext mit auf den Weg.
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Kritik 3
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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