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Emmanuelle Pagano – Bübische Hände
Roman | Verlag Klaus Wagenbach 2011 |
Roland Steiner 10.06.2011 |
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Schweigen im Walde
Emmanuelle Paganos Schreiben kreist stets um außergewöhnliche Mutter-Kind- bzw. Frau-Gesellschaft-Beziehungen, die in beschaulichen Dörfern inmitten der relativ unberührten Natur Südfrankreichs angesiedelt sind. Waren es im Roman „Die Haarschublade“ (Wagenbach, 2009) die Schwierigkeiten einer anfangs minderjährigen Frau mit ihrem behindertem Sohn, so schilderte die Autorin in „Der Tag war blau“ (Wagenbach, 2008) das Leben einer Transgender-Persönlichkeit, die nach ihrer operativen Umwandlung zur Frau als Schulbusfahrerin erst noch unentdeckt in ihrem Heimatdorf arbeitet.
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Jahrbuch der Lyrik 2011 | Christoph Buchwald, Kathrin Schmidt (Hg.)
Gedichte | DVA 2011 |
Armin Steigenberger 09.06.2011 |
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Eine abenteuerliche Gewürzmischung …
… hat einer, der im Jahrbuch der Lyrik 2011 „drin“ ist, selbiges genannt, nonchalant und etwas nebenher. Genau genommen meinte er damit das Jahrbuch von 2002, das tut aber nichts zur Sache. Noch genauer genommen meinte er es für alle Jahrbücher (s. hierzu eher Theo Breuers chronologisch-archivarische Langexpertise im Poetenladen), es seien „abenteuerliche Gewürzmischungen“, und Herausgeber Herr B. „stünde“ auf diese – eine blanke Unterstellung, an Frechheit grenzend! Ich teile diese Meinung deshalb nicht.
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Pierre Michon – Die Grande Beune
Roman | Suhrkamp 2011 |
Adrian Kasnitz 08.06.2011 |
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In der Höhle der Zigarettenverkäuferin
Als „packende, knappe Geschichte“ bezeichnet der Verlag die Erzählung Die Grande Beune von Pierre Michon, und diesmal trifft zu, was ein Klappentexthasser sonst an diesen Paratexten bemängelt: die Reduktion einer komplexen Handlung, von Sprache, Stil und Poesie auf den Plot.
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Adaobi Tricia Nwaubani – Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
Roman | dtv 2011 |
Dietmar Jacobsen 01.06.2011 |
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Die „Bruderschaft der coolen Knete“
Im Debütroman von Adaobi Tricia Nwaubani erfährt man mehr über das Leben im heutigen Nigeria
Kingsley ist eine ehrliche Haut. Und sagenhaft begabt dazu. Aber was nützt es, wenn man die Uni mit hervorragenden Noten verlässt, aber keine Firma Interesse an einem zeigt. Wenn der von Vater und Mutter beispielhaft vorgelebte Weg ins Leben sich im heutigen Nigeria als Sackgasse herausstellt. Man die Verlobte an einen anderen verliert, nur weil der weniger mit Skrupeln behaftet ist.
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Lutz Steinbrück – Blickdicht
Gedichte | Verlagshaus J. Frank 2011 |
Armin Steigenberger 29.05.2011 |
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Komm her, lass dich gehen
Direkt. Ehrlich. Lakonisch. Politisch brisant. Genau beobachtet. Gesellschaftskritisch. Sprachlich überraschend. Unaufdringlich. So kommen Lutz Steinbrücks Gedichte daher. Schon der erste Text im kürzlich erschienenen bescheiden wirkenden Quartheft zeigt alle Finessen des Autors.
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Zsuzsanna Gahse – Donauwürfel
Edition Korrespondenzen 2010
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Theo Breuer 23.05.2011 |
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In der Nußschale
Gegen 18 Uhr verziehe ich mich ins Lyrikkabinett, öffne Zsuzsanna Gahses gut 130 Seiten langes, aus 27 Würfeln mit jeweils 10 Strophen aus je 10 zehnsilbigen Versen gestaltetes Erzählgedicht, setze die Nußschale aufs Donauwasser, schwinge mich hinterher, schon geht die Fahrt in der Schale los (das Lachen schlägt Wellen) ...
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Salvatore Niffoi – Die barfüßige Witwe
Roman | Paul Zsolnay Verlag 2011
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Roland Steiner 16.05.2011 |
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Archaische Glut des Lebens
Es sei vorweggenommen: Dieser Roman beglückt in jeglicher Hinsicht, ob in Thematik, Erzählkonstruktion, Stil oder Sprache, auch ist die Übersetzung schlichtweg als grandios zu bezeichnen. Bereits in seinem bisher einzigen auf Deutsch übersetzten Roman „Die Legende von Redenta Tiria“ (2007) wurde die soziale Eigengesetzlichkeit des sardischen Lebens – drastischer noch als in Michela Murgias atmosphärisch ähnlichem Roman „Accabadora“ (Wagenbach, 2010) – eindrucksvoll dargebracht.
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Christiane Körner (Hg.) – Junge Erzähler aus Russland
Anthologie | Suhrksamp Verlag 2011
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Dietmar Jacobsen 14.05.2011 |
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Generation „Debüt“
Der Sammelband Das schönste Proletariat der Welt präsentiert sechs junge Autorinnen und Autoren aus Russland
Pokolenie (deutsch: Generation) nennt sich eine gemeinnützige Stiftung, die seit dem Jahr 2000 einen ausschließlich für junge Autoren gedachten Literaturpreis ausschreibt. Im Laufe des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts ist dieses einzige Stiftungsprojekt auf kulturellem Gebiet in Russland zu einer richtigen Institution herangewachsen. Jahr für Jahr erreichen die Juroren des Debüt-Preises zwischen 30.000 und 50.000 Manuskripte.
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Stefan Petermann – Ausschau halten nach Tigern
Erzählungen | asphalt & anders
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Kathrin Bach 06.05.2011 |
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Ans Gegenteil vom Meer
Der schönste erste Satz war 2007 ein Wettbewerb der Initiative Deutsche Sprache und der Stiftung Lesen. Günther Grass gewann. Sein Roman Der Butt beginnt nämlich so: »Ilsebill salzte nach«.
Erzählbände taugen an und für sich sehr gut für starke erste Sätze. Aber möchte man in Stefan Petermanns Erzählband Ausschau halten nach Tigern den schönsten ersten Satz küren, wird es schwierig. Sechzehn mal vergibt Petermann die Chance auf den schönsten ersten Satz.
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Thomas Steiner – Störung der Bilder
Gedichte | IL-Verlag 2011 |
Armin Steigenberger 04.05.2011 |
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Hochkonzentrierter Sprengstoff
Thomas Steiner, mein Redaktionskollege bei außer.dem, hat einen neuen Gedichtband veröffentlicht. Seinen ersten. Ein Debüt also. Und ob das geht, dass man über ein Buch seines Redaktionskollegen schreibt? Ich bin jemand, der dahingehend sehr viele – zu viele – Skrupel hat.
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Kritik 6
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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