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Adelheid Dahimène: Buttermesser durch Herz
Fügungen | Ritter 2005
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Dorothea Gilde 27.10.2005 |
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Du begehst den Weg kein Wiedermal
In Erich Frieds Gedicht Fügungen heißt es, dass ein Dichter nicht einer ist, der Worte zusammenfügt, sondern einer, den Worte noch halbwegs zusammenfügen, wenn er Glück hat. Und Adelheid Dahimène? Sie drückt es ähnlich aus: Ich denke viele Dinge, Nacht für Nacht wälze ich sie mit mir herum, es ist, als ob die Dinge mich denken und ich also nicht schlafen kann.
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Arno Geiger: Es geht uns gut
Roman | Hanser 2005
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Dorothea Gilde 16.10.2006 |
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Eine schöne Reise am Fleck
„Er hat nie darüber nachgedacht, was es heißt, daß die Toten uns überdauern.“
Romanbeginn und erstes Grübeln. Heißt es wirklich so? Es klingt nach einem Sprichwort oder geflügeltem Wort, doch logisch scheint es nicht zu sein. Uns überdauern bedeutet schließlich, dass auch wir nicht mehr leben. Der diesen Satz denkt, lebt aber.
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Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt
Roman | Rowohlt 2005
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Dorothea Gilde 07.10.2005 |
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Erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält
Da steh ich nun, etwas ratlos nach rastloser Lektüre. Habe ich doch ohne Unterbrechung Daniel Kehlmanns Buch Die Vermessung der Welt gelesen und kann mich nur schwer entscheiden: Ist das nun Literatur oder populärwissenschaftliche Aufarbeitung kulturgeschichtlicher Größen, wie Gauß und Humboldt es bis heute sind? Woran mag das liegen?
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Richard Wagner: Habseligkeiten
Roman | Aufbau 2004
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Dorothea Gilde 30.08.2005 |
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Schachmatt für eine Dame
Richard Wagner und Johann Lippet gehörten beide der Aktionsgruppe Banat an. Sie schrieben damals wie heute über vergleichbare Themen. Jeder in seinem unverwechselbaren Stil. Liest man Rezensionen zu ihren Büchern der letzten Zeit, begegnet man immer wieder Schlagwörtern wie die versunkene Welt der Banater Schwaben oder Vergangenheitsbewältigung.
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Johann Lippet: Das Feld räumen
Roman | Das Wunderhorn 2005
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Dorothea Gilde 13.06.2005 |
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Geschichte versus Geschichten
Der Vermerk mit Kugelschreiber auf der Rückseite des gestochen scharfen Farbfotos gibt dem Betrachter Auskunft über den Anlaß der Entstehung: Juli 1984 Hildes Abschied.
Schon mit dem ersten Satz schlägt Lippet den Ton an, den er bis zum Ende des Romans beibehalten wird - den dokumentarischen Stil der Familiengeschichte des Anton Lehnert.
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Johann Lippet: Kapana, im Labyrinth
Reisejournal | Das Wunderhorn 2004
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Dorothea Gilde 11.05.2005 |
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Ich will mich an nichts erinnern
Neulich fragte mich ein Bekannter nach dem Autor Johann Lippet, dessen Buch „Kapana, im Labyrinth“ er lesen wollte. Er vermutete darin einen Reisebericht, und sein Interesse entsprang seiner geistig-kulturellen Affinität mit der osteuropäischen Literatur. Um es gleich vorwegzunehmen: Das Buch versteht sich weder als Reisebericht, noch will der Autor dem Leser Stunden der Entspannung bescheren, denn Lippet war in den siebziger Jahren Mitbegründer der »Aktionsgruppe Banat«, ein Forum des Protestes gegen das unterdrückende Regime Ceausescus.
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Anna Gavalda: Ich wünsche mir, dass irgendwo jemand auf mich wartet
Erzählungen | Le Dilettante1999, Hanser 2002, Fischer 2003
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Andreas Heidtmann 06.05.2005 |
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Bin ich blöd – Anna Gavaldas gezähmte Prosa
Wer kennt nicht die Erfolgsgeschichte der Anna Gavalda? Junge Lehrerin schreibt Erzählungen, publiziert in einem kleinen Pariser Verlag und wird von der literarischen Welt entdeckt. Längst ist sie zum Star der Literaturszene - nicht nur Frankreichs - aufgestiegen. Die Leser mögen solche märchenhaften Karrieren. Dagegen ist nichts einzuwenden und damit könnte man es bewenden lassen. Oder möchte jemand wirklich wissen, wie und worüber Anna Gavalda schreibt?
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Martin Walser: Meßmers Reisen
Prosa | Suhrkamp 2003
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Andreas Heidtmann 02.05.2005 |
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Poesiealbum der Altersweisheiten
Mit Meßmers Reisen legt Martin Walser, 76-jährig, ein schmales Buch vor, das vom Leser viel Geduld verlangt. Wohl nur ein Autor wie Walser kann es wagen, mit einem solchen Werk, das weder Roman noch Erzählung noch Lyrik ist, an die Öffentlichkeit zu treten. Ein bewundernswürdiger Gleichmut angesichts des alles beherrschenden Bestsellerwahns.
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Kritik 55
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas geschrieben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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