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Jan Wagner– Die Sandale des Propheten
Beiläufige Prosa | Berlin Verlag 2011
Gisela Trhams    28.11.2011
 
Göttlich ausgewogen

Die bepickelte Legionärs­sandale auf dem Cover täuscht: martia­lisch ist die Geschichte keines­wegs, die dem Buch den Titel gab. Zur Einstim­mung auf einen Griechen­land-Aufent­halt schrieb Jan Wagner, noch in Berlin, ein Haiku über eine verlorene, moos­bewach­sene Sandale – die dann tat­säch­lich im griechi­schen Oliven­hain gefunden wurde.

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John von Düffel – Goethe ruft an
Roman | Dumont Buchverlag 2011
Dietmar Jacobsen    11.11.2011
 
Auf der Jagd nach der Goethe-Formel
John von Düffel erkundet in seinem satirischen Roman Goethe ruft an das Geheimnis des schrift­stelleri­schen Erfolgs

Nein, der Beruf des Schriftstellers hat auch heut­zutage seine Faszi­nation nicht ein­gebüßt. Und mögen die Kultur­pessi­misten noch so laut verkünden: Niemand liest mehr! Schreiben wollen sie trotzdem alle. Und das nicht irgendwie, sondern richtig, profes­sionell.

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Michael Lentz – Textleben
S. Fischer 2011
Theo Breuer   04.11.2011
 
Eine � Gedanken verbindende � Annäherung an Michael Lentz

Im ersten Textleben-Kapitel Vom Ich und zurück. Poetologien lese ich, beispiels­weise, tempe­ramentvolle Selbst-/Auskünfte eines wissen­schaft­lich-lyrisch bzw. poetisch-analy­tisch sowie kri­tisch-selbst­kritisch den­kenden, (gern salopp) formu­lierenden, schrei­benden, sich auf hoch­artifi­zielle und emotions­gela­dene Art und Weise er/finden­den Autors ...

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Odile Kennel – Was Ida sagt
Roman | dtv 2011
Peggy Neidel   09.10.2011
 
Zwischen den Sprachen

Manchmal konfrontiert uns der Zufall mit Situa­tionen, die wir vermeiden wollten. Oder wollten wir sie gar nicht vermeiden, waren aber zu feige für die bewusste Entscheidung, uns zu stellen? Louise, Hauptfigur in Odile Kennels Debüt­roman „Was Ida sagt“, wurde in Frank­reich geboren, lebt aber schon länger in Berlin.

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Guðmundur Óskarsson – Bankster
Roman | FVA 2011
Dietmar Jacobsen   21.10.2011
 
Rückfall in die Realität
In Guðmundur Óskarssons mit dem Isländischen Literatur­preis ausge­zeich­ne­tem Roman Bankster scheitert eine Liebe in Reykjavík vor dem Hinter­grund der globalen Finanzkrise

Markús und Harpa geht es gut. Das junge Paar hat teure Bilder an den Wänden hängen und leistet sich, wonach immer ihm der Sinn steht. Geld spielt keine Rolle. Schließlich arbeiten beide für eine bekannte islän­dische Bank und wissen, wie man Gold aus Stroh spinnt. Aber irgendwann ist Schluss mit der globalen Trickserei. Zusammen mit der ganzen Welt rauscht auch das kleine Island 2008 in die große Krise.

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Tom Bresemann – Berliner Fenster
Gedichte | Berlin Verlag 2011
Peggy Neidel   20.10.2011
 
Gedichte mit Arsch in der Hose

Das Lyrikdebüt des Berliners Tom Bresemann vor einigen Jahren wurde als das eines „zornigen jungen Mannes“ bezeichnet. Die Wut scheint noch nicht verflogen und hilft offenbar, inhaltliche Belang­losigkeit zu vermeiden. In seinem zweiten Band „Berliner Fenster“ hält Bresemann weiterhin Ohrfeigen und nasse Handtücher bereit.

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Marlis Thiel – Der Kaufmann und der Dichter
Roman | Donat Verlag Bremen 2011
Thomas Böhme   10.10.2011
 
Mach mir den Oelze!

„Der Kaufmann und der Dichter“ – ein Titel wie für ein Märchen aus „Tausend­undeiner Nacht“. Und ist es nicht auch märchen­haft, was die Scheherezade aus Greves­mühlen, Marlis Thiel, zu erzählen hat? Nicht mehr und nicht weniger als die Geschichte einer Männerfreundschaft, wie es sie heute wohl kaum noch gibt. Denn diese Freundschaft gründet sich auf Briefe.

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Jakob Hein – Wurst und Wahn
Ein Geständnis | Verlag Galiani 2011
Dietmar Jacobsen    05.10.2011
 
Der Mann, der Tom Tofu tötete
Jakob Hein debütiert im Berliner Verlag Galiani mit einer Satire, in der Fleischesser und Vegetarier gleichermaßen ihr Fett wegbekommen

Der namenlose Held aus Jakob Heins neuem Buch Wurst und Wahn, mit dem der Autor sich unter die Fittiche des hauptstädtischen Verlags Galiani begeben hat, steht eines nicht mehr fernen Tages vor der Wahl, entweder den geliebten Fleisch­gerichten für immer zu entsagen oder totaler gesell­schaft­licher Ächtung anheim­zufallen. Denn plötzlich scheint von all den Menschen, die er kennt, nur noch er selbst in Gänsekeule und Currywurst zu beißen

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Kai Pohl – Phantomkalender, da kapo mit CS-Gas
Gedichte | Distilleri, Fixpoetry 2011
Bertram Reinecke    30.09.2011
 
Gedichte von Kai Pohl

Kai Pohl entfaltet abseits der großen Aufmerksamkeit eine reiche publizistische Tätigkeit und lyrische Wühlarbeit. Als Motor der Szene­zeitschrift Floppy Myriapoda organisiert er seit langem ein span­nungs­volles Miteinander der etablierten, den Vorstellungen des damaligen Prenzlauer Bergs erwachsenen Literaturen mit anderen Strömungen, die ihre Wurzeln eher in realistischen, „Sozial­revo­lutionären“ Schreib­ansätzen oder in der Beat­literatur sehen.

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Joseph Zoderer – Die Farben der Grausamkeit
Roman | Haymon Verlag 2011
Dietmar Jacobsen    14.09.2011
 
Weggehen, ohne fortgehen zu wollen
Joseph Zoderers neuer Roman Die Farben der Grausamkeit erzählt eine Dreiecksgeschichte vor dem Hintergrund der politischen Wende in Europa

Die Weltliteratur ist voller Dreiecksgeschichten. Sie kommen gut an, auch wenn sie meistens übel ausgehen. Man denke nur an Emma Bovary, Effi Briest oder Anna Karenina – keine der drei Damen hat auch nur den Hauch einer Chance, heil aus der Sache herauszukommen, in die man sich verstrickt hat. Dabei stellen diese traurig-schönen Exempel ja nur die Spitze eines Eisbergs von lite­rari­schem Liebesleid dar, einem Gefühl übrigens, von dem man anzunehmen geneigt ist, dass es sich in den Zeiten von Speed-Dating und Lebens­abschnitts­partner­schaften lang­sam erledigt haben sollte.

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Kritik 4
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
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Ich habe ja damals wirklich unmit­tel­bar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begon­nen, ich muss­te es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verloren­gegangen, also fing ich wie ver­rückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Über­lebens­mittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch


Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch