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F. Moldenhauer, T. Uebel (Hg.) – Sex ist eigentlich nicht so mein Ding
Anthologie | Eichborn Verlag 2007
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Marcus Roloff 19.09.2007 |
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Eine Anthologie lotet Wege und Abwege des Intimen aus
Nach der Lektüre der Anthologie Sex ist eigentlich nicht so mein Ding hat man auf paradoxe Weise wieder Lust aufs Leben. Die Herausgeberinnen Friederike Moldenhauer und Tina Uebel stellen gleich zu Beginn klar, dass alles Geschlechtliche nicht nur überbewertet, sondern mittlerweile auch übermäßig ausgeleuchtet sei: „Nein, ehrlich gesagt möchten wir keinen Geschlechtsverkehr. Wir möchten auch eigentlich nicht mal darüber nachdenken. ... “
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Kathrin Aehnlich – Alle sterben, auch die Löffelstöre
Roman | Arche Literatur Verlag 2007
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Dietmar Jacobsen 11.09.2007 |
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Aber die Geschichten, die bleiben
Löffelstöre gibt es seit etwa 80 Millionen Jahren. Unter Gelehrten heißt die selten gewordene Art Polyodon spathula. Sie hat ein paar Evolutionsschritte im Fischreich verschlafen und steht deshalb heute so einzig- wie eigenartig da. Ein Relikt aus fernen Zeiten.
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Florian Neuner – Zitat Ende
Prosa | Ritter Verlag 2007
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Crauss. 08.09.2007 |
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auf den hahn
zitat ende ist ein reisebuch. Florian Neuner schildert eine unruhige bahnfahrt aus dem überschwemmten venedig über graz nach slowenien. in cleveland liegt der schnee genauso hoch wie im münsterland, erfährt er, und wünscht sich genau dort hin. am besten gleich zum nordpol. zitat ende, Neuners zweites buch im ritter verlag, ist eine postromantische reise ins innere der dichterseele und ein ausgezeichneter führer durch städte, städtchen und gegenden, die von baedeckertouristen allzu leichtfertig übersehen werden.
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Juli Zeh – Schilf
Roman | Schöffling 2007
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Katharina Bendixen 06.09.2007 |
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Julis Intellektuellenzirkus
So erstaunlich unterschiedlich sie in Genres und Themen sind, weisen die Romane von Juli Zeh doch immer dieselben drei Eigenschaften auf: Sie sind erstens extrem gut konstruiert, doch leider sind diese Konstruktionen immer sehr spürbar. Sie sind zweitens von sprachlicher Außerordentlichkeit, doch leider benutzen die Wörter häufig Stelzen oder sogar Krücken.
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Thomas Glavinic – Das bin doch ich
Roman | Hanser 2007
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Katharina Bendixen 04.09.2007 |
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Heimspiel mit Klischees
Ein komisches Ding ist die Fiktion. Auf den ersten Seiten des Romans Das bin doch ich von Thomas Glavinic fragt sich der Protagonist, der auf den Namen Thomas Glavinic hört und vor kurzem einen Roman namens Die Arbeit der Nacht fertig gestellt hat, was „mich eigentlich zusammenhält“, und gibt sich die Antwort einen Satz später: „Es ist das Schreiben, und deswegen muß ich etwas unternehmen, ich kann nicht einfach einen Roman zu Ende bringen und eine Weile nichts tun.“ Das Resultat dieser Unmöglichkeit, nichts zu tun, ist das vorliegende Buch ...
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Anne Maximiliane Jäger (Hg.) | Einmal Emigrant – immer Emigrant?
edition text + kritik 2006
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Ingrid Zwerenz 01.09.2007 |
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Ingrid Zwerenz über Robert Neumann und einen Sammelband über den Schriftsteller und Publizisten
Da hatten wir einen, der war fast alles: Prosaist, politischer Publizist, Polemiker, Porträtist, Pseudonymnutzer, PEN-Vize- Präsident – und was ist von ihm geblieben? Der Parodist. Über Jahrzehnte hin fand man auf dem Buchmarkt nur seinen bereits 1927 erschienenen Band „Mit fremden Federn“. Schandbar wenig für diesen so wichtigen wie produktiven Autor. Jetzt wird der ganze Robert Neumann wieder wahrgenommen – just zum 110. Geburtstag. Die Würdigung am etwas krummen Datum hätte dem 1897 in Wien Geborenen gefallen – unzählige andere Schriftsteller feiert man zum Hundertsten, für Einzelgänger paßt das Ungewöhnliche.
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Jan Wagner – Achtzehn Pasteten
Berlin Verlag 2007
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Gisela Trahms 27.08.2007 |
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Feine Risse
Achtzehn Pasteten, erklärt uns ein einleitendes Zitat, ließ Sir William Penn anlässlich seines Hochzeitstages auftragen, entsprechend der Zahl seiner Ehejahre. Ein Festessen also, bei dem die Geladenen krossen Teig und abwechslungsreiche Füllungen erwarten durften. Dazu Damast, Silber und Kristall: Kostbares, Geschliffenes, vielleicht sogar Preziöses.
So vornehm geht es hier glücklicherweise nicht zu. Die achtzehn „Pasteten“, also Gedichte, die terrine de campagne heißen oder apple pie und dem neuen Band von Jan Wagner den Namen geben, nähmen auch mit einem schmucklosen Tisch vorlieb.
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Paul Auster – Reisen ins Skriptorium
Rowohl 2007
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Katrin Marie Merten 23.08.2007 |
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Die Musen sind keine Gummipuppen
Ein Raum: Eine Wand, ein Schrank, ein Bett, ein Stuhl, ein Telefon, ein Fenster, davor Jalousien, ein Schreibtisch, darauf Photographien und Manuskripte. Unbemerkt: Kameras, Mikrophone. Unbemerkt von wem? Von einem älteren Mann. „Wir wollen ihn ... zukünftig Mr. Blank nennen.“ Leer. Weiß. Ein unbeschriebenes Blatt. Gedächtnisverlust? Ein Krankenhausaufenthalt? Eine Anstalt? Eine Gefangenschaft? „Was ist er? Was tut er hier? Wann ist er angekommen, und wie lange wird er bleiben?“
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Kerstin Gleba / Eckhard Schumacher (Hrsg.) – Pop seit 1964
Kiepenheuer & Witsch 2007
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Jens Kassner 20.08.2007 |
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Die zwei wichtigsten Fragen hat das Herausgeberduo vorausgesehen: Was ist mit Pop gemeint? Und: Warum sind diese Leute drin und andere nicht? In den Einleitungen der drei Kapitel und in einem als Nachwort zu verstehenden Gespräch mit zwei der beteiligten Autoren wird deshalb aufgeklärt. Oder zumindest versucht, Antworten auf die nahe liegenden Einwände vorwegzunehmen.
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Manfred Enzensperger – Zimmerflimmern
Gedichte | Horlemann 2007
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Crauss. 18.08.2007 |
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Wir sind die Straße der Meisten
Also, ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich gegen die Gedichte Manfred Enzenspergers habe. Besser: ich kann es nicht greifen. Sie sind ein bisschen wie die Musik von French Teen Idol, entwerfen ganz unbestimmte Atmosphären und klingen immer wieder an große Songs an, erinnern beispielsweise an Sigur Rós, ohne in deren Duktus zu verfallen. Im nächsten Augenblick ist das déjà vu verflogen und der Soundteppich breitet sich weiter aus. Themen?
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Kritik 39
Kritiken zu Gedichten, Romanen und Erzählungen
Ich habe ja damals wirklich unmittelbar nach dem Tod Ernst Jandls an diesem Requiem zu schreiben begonnen, ich musste es tun, ich hatte ja sonst nichts mehr, überhaupt nichts mehr, alles war ja verlorengegangen, also fing ich wie verrückt zu schreiben an, das Schreiben als einziges Überlebensmittel
Friederike Mayröcker im poet-Gespräch
Ich sehe mich nicht in erster Linie als Autor oder Schriftsteller. Diese Bezeichnung ist mir fremd. Ich habe etwas ge�schrie�ben, und das ist publiziert worden, aber dieses umfassende Gefühl, dass ich Schriftsteller sei, fehlt mir. Wenn man schreibt, dann wird man eben so bezeichnet, doch es bedeutet wenig.
Christoph Wilhelm Aigner im poet-Gespräch
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