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Nadine Kegele
Gespräch mit Katharina Bendixen für den poetenladen
»Lesen hat mich kämpferisch gemacht«
Gespräch |
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Nadine Kegele (Prosa und Gespräch) in poet nr. 18
Thema der Gespräche: Literatur und Lesen
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Nadine Kegele, 1980 in Bludenz (Österreich) geboren, schloss zunächst eine Bürolehre ab und war in verschiedenen Lohnarbeiten tätig. Auf dem Zweiten Bildungsweg holte sie die Studienberechtigung nach und studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Gender Studies. Nadine Kegele schreibt Romane, Erzählungen, Hörspiele und fürs Theater. Sie war u.a. Stipendiatin am Literarischen Colloquium Berlin und erhielt den Publikumspreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Zuletzt erschien ihr Roman Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause (Czernin 2014).
Katharina Bendixen: Im Vorgespräch hast du gesagt, dass Lesen die beste Idee war, die du im Leben hattest, direkt gefolgt vom Schreiben. Wann hattest du diese Idee und mit welchem Buch hast du begonnen?
Nadine Kegele: Das war im Kindergarten und mein erstes Buch war für Kinder, die bereits lesen konnten. Ich weiß nicht, ob ich es gefunden oder gestohlen habe. Jedenfalls konnte ich noch nicht lesen und niemand las mir vor, also dichtete ich alles Mögliche hinein. Dichten, wie passend. Ich trug das Buch immer mit mir herum, aber irgendwann kam es abhanden. Dann gab es im Österreichischen Fernsehen eine Büchersendung für Kinder. Wir waren Fernsehkinder bzw. waren wir zu welchen gemacht worden, und diese Sendung hat mich endgültig getriggert. Ich bin zur Dorfbibliothek gegangen, habe mich aber nicht hinein getraut. Spätere Bibliotheksversuche endeten damit, dass ich mich nicht mehr traute, die Bücher zurückzubringen. Dann habe ich mir Bücher zu wünschen begonnen und auf andere Geschenke verzichtet. Die wichtigsten Bücher waren dann wohl die, aus denen ich herauslas, dass mein Gefühl, in eine falsche Welt geboren zu sein und es mit Menschen zu tun zu haben, die mir nicht gut tun, keine Einbildung ist, und dass dieses Gefühl als Wissen von Gerechtigkeit zu deuten ist. Würde ich heute sagen.
K. Bendixen: Was waren das für Bücher?
N. Kegele: Hanny & Nanny bekam ich von meiner Großmutter per Post geschickt. In Das doppelte Lottchen waren endlich auch andere Kinder Scheidungskinder. Von einem Jugendbuch über einen Jungen namens Anton weiß ich, dass Kinder es nicht akzeptieren müssen, wenn sie von den Eltern geschlagen werden oder Verständnis für deren Alkoholismus aufbringen sollen. Ich habe in dieser Zeit völlig wahllos gelesen, zum Beispiel auch die Buchclub- Bücher von meiner Mutter. In der Berufsschule hatten wir keinen Deutschunterricht mehr und in der Hauptschule hatten wir keinen Literaturunterricht, lasen aber zwei Reclams. Mit meinem späteren Germanistikwissen habe ich sie als Der Tunnel von Dürrenmatt und Die schwarze Spinne von Gotthelf identifiziert. In der Abendschule bin ich dann in die Deutsche Klassik oder in den Realismus gekippt, wie ein zu braver Teenager. Heute kommt mir das unvorstellbar eng vor, damals war es für mich eine Weltvergrößerung.
K. Bendixen: Ich frage mich, warum manche Kinder aus sogenannten bildungsfernen Haushalten zum Lesen finden und andere nicht. Ist das vielleicht so ein angeborener Wunsch, in Geschichten einzutauchen? Lesen Deine Geschwister auch, interessieren sie sich für Literatur?
N. Kegele: Von meinen fünf Geschwistern liest ein Bruder, der sehr sensibilisiert, weltinteressiert und mir sehr ähnlich ist. Mein Vater hat in der Pension zum E-Book gefunden und liest nun ständig. Meine Bücher liest er aber nur, um zu dem Ergebnis zu kommen, dass sie zu schwierig sind. Das Wort Bildungsferne heißt für mich, dass man fern gehalten wird, und nicht, dass man Bildung von Natur aus fern wäre. Es hat mit Verteilung zu tun, mit Habitus. In meiner Familie sind Bücher auch ein Attribut einer anderen Gesellschaftsklasse, und ich werde jetzt manchmal gefragt, ob ich mich als was Besseres empfinde – weil ich mir Attribute angeeignet habe, die mit der mir verordneten Rolle brechen. Für meine Familie sind Bücher, wenn überhaupt, dann Hobby. Dass es Leute gibt, die Bücher über Bücher schreiben, ist ihnen unbegreiflich. Das finden sie völlig realitätsfremd. Dabei sind meine Bücher ja alles andere als realitätsfremd. Ich schreibe keine Traumliteratur, ich schreibe Traumaliteratur.
K. Bendixen: Traumaliteratur klingt interessant – in den Rezensionen ist häufig zu lesen, dass du Frauenliteratur schreibst. Was ist eigentlich Frauenliteratur?
N. Kegele: Wissen die, die den Begriff verwenden, was sie meinen? Ich nehme diese Verkleinerungen jedenfalls nicht an. Literatur von Schriftstellern mit Protagonisten gilt als universal und wird kanonisiert, Literatur von Schriftstellerinnen und vor allem mit Protagonistinnen wird zur Nische. Männer, ihr müsst das nicht lesen, höre ich da raus. Diesen Sexismus habe ich früher unbewusst auch gefüttert, wenn ich überlegt habe, ob ich Bücher von Streeruwitz einem Freund schenken kann, aber bei Handke für Freundinnen nicht mit der Wimper gezuckt habe. Irgendwann habe ich das zu hinterfragen begonnen. Wir sollten sowieso mehr hinterfragen, auch die, die sich für alte Hasen im Geschäft halten und behaupten, wir seien jetzt gleichberechtigt. Literaturbetriebmacher und auch -macherinnen, die tun, als wäre hier nichts vergeschlechtlicht, lügen oder lügen sich selbst an. Der Begriff Männerliteratur fehlt ja, genauso wie ein Pendant zu Fräulein und Fräuleinwunder, und das Fehlen dieser Pendants hat doch klar mit Macht zu tun. Da muss man sich bloß Quoten anschauen von Preisen und Nominierungen, wirklich, ganz kleinlich durchzählen muss man da. Dann müssen Frauen eben besser schreiben, wurde mir mal gesagt. Oder dass ich es mir leichter machen würde, wenn ich mit meinem Frau-Sein kokettiere. Da kann ich nur lachen, leider verbittert.
K. Bendixen: Ich habe mich im vergangenen Herbst gewundert, als durch den Literaturbetrieb plötzlich dieses Aufschrei-Echo ging, von wegen zu wenige Preise und Nominierungen für Frauen. Es wäre ja seltsam, wenn es nicht so wäre, schließlich funktioniert so unsere Gesellschaft. Genau wie es seltsam wäre, wenn es im Literaturbetrieb die Ärzte- und Lehrerkinder nicht auch leichter hätten als überall. Beide Themen – die Durchlässigkeit der Gesellschaft und die Gleichberechtigung – thematisierst du in deinem Roman Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause. Glaubst du, dass Literatur zum Umdenken beitragen oder die Gesellschaft verändern kann?
N. Kegele: Einzelne verändern oder zum Nachdenken, Weiterdenken, Umdenken anregen: ja. Die Gesellschaft verändern: nein. Ich bin so zur Sprache gekommen, dass ich Ungleichheiten endlich interpretieren und aussprechen konnte, das hat meine Ohnmacht aufgehoben und mich kämpferisch gemacht. Das ist wie in den 1970ern, als es noch keinen Namen für das Phänomen der sexuellen Belästigung gab. Heute gibt es Gesetze dagegen, die zumindest theoretisch auf den Plan treten, wenn eine Frau diesen Tatbestand ausspricht. Ich finde, auch wenn die Gesellschaftsstruktur übermächtig ist und mehrheitlich in den alten Mustern weitergefüttert wird, muss man diese Ungerechtigkeiten trotzdem thematisieren. Und wie Christa Wolf in Kindheitsmuster schrieb: »In Chile hat die Militärjunta den Gebrauch des Wortes compañero verboten. Es gibt also keinen Grund, an der Wirksamkeit von Wörtern zu zweifeln.«
K. Bendixen: Welche Bücher regen dich am meisten zum Nachdenken, Weiterdenken, Umdenken an?
N. Kegele: Meine bewusste Lesephase habe ich mit Selbstfindungsbüchern und Eso-Quatsch begonnen, dann kamen Biografien und belletristische Übersetzungen, alles, was im Buchhandel auflag, schon auch gute, Arundathi Roy zum Beispiel, Georges Simenon, Lily Brett. Diese Bücher habe ich mit Studienbeginn alle weggegeben. Von denen war keine Rede in der Kanonprahlerei, der ich damals uneingeschränkt vertraute. Lange habe ich sogenannte große Männer gelesen, es war ja auch von Schriftstellern die Rede, da hat das generische Maskulin seinen Job getan: William Shakespeare, Leo Tolstoi, John Steinbeck, Ernest Hemingway, Albert Camus, Thomas Bernhard oder Peter Handke. Das war auch okay, das hat mich von Vom Winde verweht weggeholt. Richtig angefixt war ich aber erst von Friederike Mayröcker, Marlene Streeruwitz, Irmgard Keun, Sylvia Plath, Brigitte Schwaiger, Herta Müller, Marlen Haushofer, Zeruya Shalev, Virginia Woolf, die Liste ist sicher unvollständig. Und Michael Lentz' rhythmische Prosa hat mich wieder das Schreiben probieren lassen wollen, kurz vor Studienbeginn. Außerdem Theoretisches, im Studium, was auch meine Literatur beeinflusst hat: Judith Butler, Raewyn Connell, Pierre Bourdieu, Klaus Theweleit, Hélène Cixous fallen mir ein. Und Ingeborg Bachmann natürlich.
K. Bendixen: Kann man also sagen, dass Michael Lentz' Texte dich zum Schreiben gebracht haben? Gab es da eigentlich einen bestimmten Moment, in dem du das Schreiben ausprobieren wolltest, oder ist das über die Jahre gekommen?
N. Kegele: So wie Boygroup-Sänger früh in Haarbürsten singen, hatte auch ich meine ersten Schreibversuche mit sechzehn, Fernsehfilmnachplapperei, das habe ich bald wieder gelassen. Ich steckte außerdem in einem fremdbestimmten Leben fest und glaubte, das nun leider erfüllen zu müssen, und schreibende Sekretärin hat sich sowieso lächerlich angehört. Ich wusste noch nichts von Marianne Fritz, Franz Innerhofer, Wolfgang Hilbig oder Peter Wawerzinek, die hätten mir die nötige Wut für Veränderung vielleicht früher gegeben. Ein Chef hat mir in einem Jahresgespräch dann ein Studium zugetraut, so kam ich zum ersten betreuten Literaturunterricht. Über Lentz bin ich zufällig gestolpert, aber seine Literatur war die erste, die mich ahnen ließ, dass man mit Sprache mehr machen könnte, das war 2004. In den folgenden Jahren habe ich sehr gefällig geschrieben, ich wollte das Publikum zum Lachen bringen. Diese letzte Kurve habe ich 2009 gekratzt, da wurde ich zum einen am DLL aufgenommen, was mir zeigte, dass auch andere finden, dass diese Sekretärin schreiben kann, und zum anderen habe ich mir endlich herausgenommen anzuecken. Diese Zäsuren habe ich ganz exakt im Kopf, die sind mein literarischer Lebenslauf.
K. Bendixen: Was ist jetzt in deinen Texten anders als früher?
N. Kegele: Vom Humor weggekommen bin ich ja nicht ganz – wenn ich will, dass bei Lesungen gelacht wird, kann ich das bewerkstelligen. Ich lache gern mit meinem Publikum, aber ich will es nicht mehr als durchgängige Wohlfühlstimmung. Davor habe ich zu hören bekommen: Wenn du so lustig darüber schreibst, dann sind deine feministischen Themen eh okay. Lachen kann helfen, aber man muss nicht alles mit Humor nehmen, Verletzungen tun weh und dürfen ernst und wütend beschrieben werden. Mir kann gerne nachgesagt werden, dass ich unlustig sei. Wobei die bisherigen Rezensionen überraschend positiv sind. Ich warte noch auf die für feministisch positionierte Schriftstellerinnen erfundene »Hausfrauenliteratur« oder »Frisiersalonlektüre«, wie Reich-Ranicki die Romane von Streeruwitz und Bachmann abkanzeln wollte. Mit meinem Blick, dem einer Feministin und dem eines Unterschichtkinds, wäre ich eigentlich die typische Zielscheibe für den Literaturbetrieb.
K. Bendixen: Klingt so, als wärst du das gern …
N. Kegele: Ich bin es nicht gern, aber ich bin realistisch und gut vorbereitet darauf. In so einem Leben lernt man ja schon, an welchen Stellen man sich weswegen wappnen muss. Aber vielleicht bin ich auch einfach bloß paranoid.
K. Bendixen: Und deine Figuren, empfindest du die auch als Zielscheiben? In den Rezensionen werden deine Figuren oft als randständig bezeichnet – in Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause geht es zum Beispiel um die lesbische Ruth, die schwanger werden will, um Vera, die einsame Erbin eines Sektimperiums, und um die Heldin Nora, die sich unterprivilegiert fühlt und manchmal sehr wütend darüber ist. Mir kommt das gar nicht so randständig vor.
N. Kegele: Ich empfinde meine Frauenfiguren gleichzeitig als randständig und nicht randständig. Es sind immer mehr oder weniger gebrochene Figuren, einsam, unterprivilegiert, lesbisch, auf irgendeine Art können sie nicht ganz teilhaben an der Gesellschaft und ihren ökonomischen Prinzipien. Sie sind eben nicht WHAM, white, hetero, able-bodied men, gut ausgebildet müsste man noch hinzufügen. Die Mehrheit der Menschen wird ja an den Rand gedrängt. Vielleicht gelten sie als randständig, weil man von der Mitte her argumentiert.
K. Bendixen: Deine Figuren lesen nicht, war das eine bewusste Entscheidung oder hat sich das ergeben?
N. Kegele: Mir waren andere Themen für die Figuren wichtiger, ich hatte keinen Roman über Selbstermächtigung durch Aneignung von Sprache im Sinn. Nora und Ruth machen sich sogar lustig über Veras Schwester, die ihre Proust-Kenntnisse als Beweis ihrer persönlichen Hochkultur abfeiert. Und die alte Nachbarin hat mit Schnitzler, dem Puppenheim oder Moby Dick zwar Lesewissen, aber Nora springt nicht darauf an, Sarah Tänzer spricht für sie in Rätseln. Im vierten Teil der Tetralogie wird Nora als Figur wieder aufgegriffen, mal sehen, ob sie dann mehr gelesen haben wird.
K. Bendixen: Diese alte Nachbarin fand ich auch eine interessante Figur. An einer Stelle sagt sie: »An gebrochenem Herzen zu sterben, ist eine Erfindung der Literatur.« Ein sehr starker Satz, finde ich, weil er das Leben klein und die Literatur groß macht. Ich hatte aber schon das Gefühl, dass diese Bemerkung bei Nora etwas auslöst, dass sie zu diesem Bücherwissen intuitiv einen Zugang hat.
N. Kegele: An dieser Stelle liest die Nachbarin Nora aus Irmtraud Morgners Gauklerlegende vor, mit welchem Zauber jemand gehalten werden kann. Für mich heißt das auch, dass Nora nicht an gebrochenem Herzen sterben muss, weil die Wirklichkeit das gar nicht hergibt, und dass Sarah Tänzer der Literatur nicht uneingeschränkt glaubt, sie aber anwendet. Zum Beispiel auch, als sie Nora den Rat gibt, nie in einem Puppenheim zu leben. Nora könnte ja nachfragen, was damit gemeint ist, denn ihr sagt das nichts, kein Ibsen und keine Jelinek, aber sie fragt nicht nach, und intuitiv versteht sie das mit dem Puppenheim ja auch richtig.
K. Bendixen: Wieviel sagt es über deine Lesevorlieben aus, dass das einzige Buch, das in deinen Büchern direkt auftaucht, Anna Karenina ist?
N. Kegele: Du meinst in der ersten Erzählung in Annalieder? Das sagt aus, dass ich eben das ausgewählt habe für eine literarische Figur. Und tatsächlich wollte ich diese an die Verfilmung denken lassen, gar nicht mal an das Buch, deshalb ist es auch nicht klar als Titel ausgewiesen, sondern eher als Anna Karenina, die Frau, die sich vor den Zug wirft. Im Film mit Sophie Marceau ist das Zugbild tatsächlich sehr einprägsam. An dieselbe Szene im Roman kann ich mich gar nicht mehr erinnern, die Lektüre ist aber auch länger her.
K. Bendixen: Liest du denn während des Schreibens bestimmte Bücher? Haben dich zum Beispiel bei Annalieder andere Bücher begleitet als bei Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause?
N. Kegele: Als ich diese Erzählung schrieb, war die Lektüre von Anna Karenina tatsächlich schon acht Jahre her, der Film ebenso. In meinen Büchern zitierte Literatur muss ich nicht zwangsläufig gelesen haben, wie Moby Dick in Bei Schlechtwetter bleiben Eidechsen zu Hause zum Beispiel. Morgner hat tatsächlich direkt eingewirkt, die Gauklerlegende habe ich kurz vor dem Schreibprozess gelesen und es hat sich eine Verbindung zu Nora ergeben. Während des Schreibens gelesen habe ich Arbeit und Struktur von Wolfgang Herrndorf. Aus diesem Buch habe ich eine Hasengeschichte weitergedichtet, außerdem hat die Tagebuchform mein Problem gelöst, dass ich den sonstigen Erzählstil für Noras sozialen Rückzug als unpassend empfand. Wenn ich schreibe, kann ich oft aus Gelesenem etwas weiterdenken. Derzeit liegt viel Angefangenes herum. Wieder Herrndorf, dann Klüssendorf, Koschmieder, ein Jugendbuch eines Autors, von dem ich Dialoge schreiben gelernt habe, Andreas Jungwirth, und der Roman meines LCB-Stipendiatskollegen Matthias Jügler. Ich lese aber nicht, um zu schreiben, ich könnte auch besser ohne zu schreiben leben, als ohne zu lesen. Oder vielleicht habe ich das »Ich kann ohne zu schreiben nicht leben«-Gefühl bloß noch nicht gefühlt. Physisch ist das ja unmöglich, es versagt ja deswegen kein Organ. Und wäre psychisch eine Depression erwartbar mit Folge Selbstmord? Wenn das Schreiben klappt, ab einem bestimmten Punkt, dann ist es für mich schon wie ein Glücksrausch, mit nichts vergleichbar eigentlich, es fühlt sich richtig an, Sekretärin hat sich nie richtig angefühlt. Aber zwischen diesen Momenten lebe ich gut ohne. Habe ich jetzt meine schriftstellerische Aura zerstört?
K. Bendixen: Ich glaube nicht – vielen Dank für das Gespräch!
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Katharina Bendixen
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