Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Ali Podrimja
(Gjakova/Kosovo 1942 – Lodève 2012)
Furcht
Ich ging auf Jagd
und jagte jagte
löschte Durst um Durst
der mich plagte
hab einen Traum eingemauert
Königreich um Königreich beherrscht
ich ging auf Jagd
ließ als Maut Knochen und Haut
legte ins HAUS einen Stein
verschloß im trutzigen HAUS
einen Stern
Gott steh uns bei
falls der Stein mich verrät
Aus: Den Wolf satteln, Straelener Manuskript Nr. 5,
aus dem Albanischen übersetzt von Jochen Lanksch, Straelen 1986
»Als Autor von über einem Dutzend Bände mit überzeugenden und starken Gedichten seit 1961 gilt er sowohl im Kosovo als auch in Albanien selbst als einer der führenden und innovativsten Dichter. Tatsächlich wird er von vielen als der typische Vertreter der modernen albanischen Poesie im Kosovo schlechthin anerkannt.« Robet Elsie
Ali Podrimja wurde am 28. August 1942 in Gjakova, heute Kosovo, geboren und starb zwischen dem 18. und 21. Juli 2012 in Frankreich nahe der südfranzösischen Stadt Lodève. Er galt als einer der bedeutendsten Dichter des Kosovo und begann Anfang der sechziger Jahre mit der Publikation von Gedichten. Ihm wurde unter anderem der Nikolaus-Lenau-Preis der Künstlergilde Esslingen und der Pjetër-Bogdani-Preis verliehen. 1991 erschien auf Deutsch der Band Ich sattle das Ross den Tod (Wieser Verlag).
22.11.2012