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Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner lite­rarischer Gedenks­teine in Form eines Gedichtes jüngst ver­stor­bener Dichter, über­wiegend fremd­sprachiger, aber auch deutsch­sprachiger. Aus­gangs­punkt sind unter ande­rem aktuelle Todes­mel­dungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.

Liste der Stelen   ↓

 

Kjell Espmark
(Strömsund 1930 – Stockholm 2022)
Zuletzt
nach den strengen Säuren der Ostsee,
Welle um Welle um Welle,
der Kopf des Sängers, hier angespült
auf dem äußersten Streifen Strand in Austre:
ein Vogelschädel, beinahe ohne Gewicht,
gebleicht, mit Sand in den Augenhöhlen –
ein einziger erprobter Starrsinn.
Ein Schädel der zittert, zittert
von unterdrücktem Gesang.

Aus dem Schwedischen übersetzt von Klaus-Jürgen Liedtke. Aus: Den inre rymden, Stockholm 2014.

 

»Wenn man den Gedanken denkt, daß jedes Menschenleben einen Augenblick birgt, in dem sich in einer plötzlichen Erkenntnis alle Erfahrungen und alle Wertungen verdichten, das uns umgebende Universum aus Zeit würde aufglimmen wie eine Milchstraße aus Epiphanien, mitunter verzückt hell, häufiger bitter gedämpft, stets jedoch mit einem Glanz menschlicher Hellsicht.«
Kjell Espmark

 

Kjell Espmark wurde 1930 in Strömsund, Schweden, geboren und studierte Literaturgeschichte an der Universität Stockholm. In dieser Zeit verfasste er seine ersten Gedichte. Von 1978 bis 1995 war er Professor für Literaturgeschichte an der Universität Stockholm. Sein literarisches Werk umfasst zahlreiche Gedichtbände, Romane und eine Sammlung von Kurzgeschichten. Daneben schrieb er Monographien über Harry Martinson und Tomas Tranströmer. Von 1988 bis 2004 war er Präsident des Nobelkomitees. Kjell Espmark starb im September 2022 im Alter von 92 Jahren in Stockholm.

 

Dank an Klaus-Jürgen Liedtk