Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
SAID
(Teheran 1947 – München 2021)
mein wort sucht still
derweil das licht
dieses hungrige tier
schweigt und betrachtet
bis die innenwelt sich entblößt
wahrheiten liegen
gefügig auf der erde
rar geworden sind die orte
an denen sich das wort mühelos
an seine herkunft erinnert
Aus. poetenladen
»SAIDS Gedichte über Teheran und die überstürzte Wiederkehr ins Exil heißen ›Wo ich sterbe ist meine Fremde‹. Kurze Zeilen in einer direkten Sprache, nur auf sich selber gestellt. In der Dringlichkeit ihres Tons erinnern sie an die Gedichte der Emigranten der Nazidiktatur.«
Herta Müller
SAID (Said Mirhadi) wurde 1947 in Teheran geboren und kam 1965 als Student nach München. Hier verbanden sich seine literarischen Interessen mit einem politisch-demokratischen Engagement. Von 2000 bis 2002 war er Präsident des westdeutschen P.E.N.-Zentrums. Für sein literarisches Werk wurde SAID unter anderem mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis, der Goethe-Medaille und 2016 mit dem Friedrich-Rückert-Preis ausgezeichnet. In deutscher Sprache verfasste er seit den späten achtziger Jahren Gedichte und Prosa, ferner Kinderbücher und Hörspiele. SAID starb im Mai 2021 in München im Alter von 73 Jahren.
01.06.2021