Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Jaan Kaplinski
(Tartu 1941 – ebenda 2021)
Dieser andere
Schmerz in
dir, aus Wurzeln
und Zapfen
der wortlose
Schmerz, den
das Küken
der Schale zufügt
ist auch
morgen noch
in der Welt
Übersetzt von Marti Sirkel und Gregor Laschen. Aus:
Die Freiheit der Kartoffelkeime.
Poesie der Nachbarn: Estland. Edition die horen, Bremerhaven 1999.
»Intellektuelle assoziative Dichtung eines Einzel- und Grenzgängers, der sich nicht gerne assimiliert und seine Wege geht.«
Marti Sirkel
Jaan Kaplinski wurde 1941 in Tartu (Estland) geboren und studierte Linguistik und später Romanistik. Nach dem Studium war er als Übersetzer und Schriftsteller tätig. 1983 bis 1988 lehrte er als Dozent für internationale Literatur an der Universität Tartu. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände, neben Essays und Prosawerken, und wurde zu einem der einflussreichsten Autoren der estnischen Literatur. 2016 erhielt er den Europäischen Literaturpreis der Stadt Straßburg. Jaan Kaplinski starb im August 2021 im Alter von 80 Jahren in seiner Geburtstadt.
27.11.2021