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Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner lite­rarischer Gedenks­teine in Form eines Gedichtes jüngst ver­stor­bener Dichter, über­wiegend fremd­sprachiger, aber auch deutsch­sprachiger. Aus­gangs­punkt sind unter ande­rem aktuelle Todes­mel­dungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.

Liste der Stelen   ↓

 

Jean-Pierre Verheggen
(Gembloux 1942 – Wavre 2023)


Gib dem Herrn Dichter einen Kuß!
Nimm die Pfoten aus der Tasche! Und die Mütze runter!
Finger von der Mähne!
Gib dem Herrn Dichter die schöne Hand!
Sag schön Guten Tag!
Das kannst du doch besser! Wirklich!
Prima, so ist es gut!
Kommt doch alle rein! Kommt!
Sing ein kleines Lied für den Herrn Dichter!
»Völker hört die Signale
Auf zum letztren Gefecht ...«
Nein! Das doch nicht!
Das nicht! Elender!

Deutsch von Hans Thill. Aus: Le degré Zorro, Christian Bourgois, Paris 1978

 

»Er war in seinem Überschwang auch ein Melankomiker, der gern eine Bananenschale auf dem Gehweg der Wirklichkeit liegen ließ, und all seine Heimsuchungen und seinen Jammer in ein Fest des Humors verwandelte.«
Nicolas Crousse

 

Jean-Pierre Verheggen wurde 1942 in Gembloux (Belgien) geboren und war ein belgischer Schriftsteller französischer Sprache. Er arbeitete zunächst als Gymnasiallehrer in Brüssel, gehörte später zur Literaturzeitschrift TXT und war Berater des belgischen Kulturministers. Seit Ende der 1960er-Jahre verfasste er etwa dreißig Werke. Er selbst bezeichnete sein Schreiben als eine gewaltige innere Flut. Seine Dichtung ist durch Wortspiele, Spott, Trivialität und Humor geprägt. So erhielt er 1995 den Grand Prix de l'Humour Noir. Jean-Pierre Verheggen starb im November 2023 im Alter von 81 Jahren in Wavre.