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Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner lite­rarischer Gedenks­teine in Form eines Gedichtes jüngst ver­stor­bener Dichter, über­wiegend fremd­sprachiger, aber auch deutsch­sprachiger. Aus­gangs­punkt sind unter ande­rem aktuelle Todes­mel­dungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.

Liste der Stelen   ↓

 

Michelle Grangaud
(Algier 1941 – Brie-Comte-Robert 2022)


Oulipo Traktat
Oulipo Traktat   subtiler Sinn   kalte Apokalypse
  gespendetes Lob
aztekische Melancholie   schwarze Lenkstange   elementare Opposition
  verchromter Abschnitt
phonetische Summe   langsamer Betrieb   elementare Seite
  kombinatorische Literatur

  Ich bin groß
  die Erde wächst
  ich wurde geboren
  ein Mann schläft
  alles endet
  Pierrot wird die Richtung
  des Palindroms ändern

Tour nicht existent   Stationen unsichtbar   Autobiographie gelebt
  Kolummne unvergesslich

Übersetzt von Hans Thill. Aus: Bibliothèque Oulipienne numéro 95

 

»... jene, die gerettet wurde von der Literatur und von Oulipo, wie sie sagte, jene, die Paris liebte, hier zu gehen, hier den Bus und die Metro zu nehmen, jene la­chend, jene mit sanfter so zöger­licher Stimme, aber fest und doch auch gewiß (der Knoten der Stimme) ...«
Éric Houser

 

Michelle Grangaud wurde 1941 in Algier geboren und ging 1962 mit ihrer Familie nach Montpellier. Hier unterrichtete sie zunächst Klassische Philologie. Bekannt wurde sie der literarischen Öffentlichkeit durch den Band Mémento fragment, der 1987 bei P.O.L. erschien. Es folgten zahlreiche weitere Werke, in denen sie sich insbesondere dem Anagramm widmete. 1995 wurde sie Mit­glied des Autorenkreises Oulipo. Michelle Grangaud starb im Januar 2022 im Alter von 80 Jahren in Brie-Comté-Robert nahe Paris.

 

22.02.2022