Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Lawrence Ferlinghetti
(Yonkers / USA 1919 – San Francisco 2021)
Emporgerichtet
kippt das Herz und
keucht noch ›Liebe‹
ein dummer Fisch der durch das
Fleisch aus Luft zu atmen sucht
Und niemand da sein Sterben anzuhören
zwischen den traurigen Büschen
an denen die Welt vorübereilt
in Geschnatter aus Asphalt und Verspätung
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Alexander Schmitz. Aus: Ein Coney Island
des Bewußtseins. Gedichte. Stadtlichter Presse, Wenzendorf 2001.
»Als ich 1951 in San Francisco einlief, trug ich eine Baskenmütze. Wenn ich überhaupt etwas war, dann eher der letzte Bohemien als der erste Beat.«
Lawrence Ferlinghetti wurde 1919 in Yonkers, New York, geboren und wuchs in Frankreich und den USA auf. Er studierte an der Universität von North Carolina Journalismus und promovierte nach dem zweiten Weltkrieg an der Sorbonne. Wieder in den USA eröffnete er den City Lights Bookstore in San Francisco, der zum Treffpunkt avantgardistischer Autoren und Beatniks wurde. Dabei wirkte er auch als Verleger und veröffentlichte unter anderem Allen Ginsbergs Gedichtband Howl. Vor allem sein Band Starting from San Francisco (1961) beschreibt sein politisches und soziales Engagement. Lawrence Ferlinghetti starb im Februar 2021 einen Monat vor seinem 102. Geburtstag in San Francisco.
Dank an Ralf Zühlke
04.03.2021