Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer Gedenksteine in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
(Stavenhagen 1956 – Berlin 2023)
grelles impromptu in prussifizierten pop-tones
weitab vom stuß, gewiß; arschbackig aufgestoßne
pißpötte dessen, was ist; von persien bis belgien
all ihr unzähligen seid, beim hungern und beim essen
mitesser bösartiger geschwulste – unser aller sünde
gleichermaßen unkenntlich vergangenheitsüberwältigend
meta-ekstasis & in hermetik thront sex-pol-pot im sv-kz
rauchen krisenhaft krysanthemen summen ihr kreb-anathem
Aus: Michael Braun/Hans Thill (Hrsg.) Punktzeit. Deutschsprachige Lyrik der achtziger Jahre. Heidelberg Wunderhorn 1987.
»Er hält die Form, führt Treibstoff ins Innere, bis sie es selbst nicht mehr aushält und explodiert. Dieses Phänomen ist fast in jedem seiner Gedichte zu beobachten. Eine Art Atomlyrik. Es wird angereichert bis zum Knall. Herrlicher Krach!«
Jan Kuhlbrodt
Bert Papenfuß-Gorek wurde 1956 in Stavenhagen geboren und erlernte den Beruf eines Elektronikfacharbeiters. Ab 1980 war er freier Schriftsteller und trug seine Texte in Begleitung verschiedener Bands vor, da seine Publikationsmöglichkeiten in der DDR eingeschränkt wurden. Später war er Mitbetreiber verschiedener Kulturcafés (Torpedokäfer, Kaffee Burger, Rumbalotte) und arbeitete als Redakteur der Zeitschriften Sklaven, Gegner, floppy myriapoda. Er publizierte Gedichtbände im Aufbau Verlag, bei Luchterhand, Janus press und im Druckhaus Galrev. Bert Papenfuß starb am 26. August im Alter von 67 Jahren in Berlin.