Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Anne-Marie Albiach
(Saint-Nazaire 1937 – Paris 2012)
»Theater«
DISTANZ, ERÖFFNUNG
verdeutlichung der zentren
die gattung
doppelt
die distanz steigert die bewegung
im WORT das du ihr erteilst
: die geste
verschlingt
die weisse fiktion beginnt mit pünktlichkeit
kaum zu erkennen, arbeiten am halben rückzug
ENTKNOTEN ERREICHBARE VERBINDUNGEN
ihre knie, eine schwäche
sehschärfe: sie unterstellt entliehenes
eine punktierung des umkehrbaren
verbindung
verkleinert
rückfällig ist sie, abwesend
in einer projektion
kreise der anspannung
du nimmst verbindung auf mit dem »terror«
als kontrapunkt
karte
»
manchmal legt er diesen weg zurück«
lähmung
»zu lesen bei herannahen der nacht«
GEWALT:
»die distanz ist da
ihre diskontinuität«
ihr wort wird es übertragen werden?
: dieser übergang
von einer behaarung zur anderen
GESICHT
aufschub
»das licht durchquert die komposition«
punktiert
sie zeigen ihren umfang
in der rückerinnerung
auf einem gebiet ohne perspektive
»dient künstlichen vergnügungen«
verdoppelung
sie verdrängen die bühne: eine stimme umzingelt
abstraktion des sagens
eine oberfläche
sie verdunkeln eine öffnung
SCHLEIER
besetzung:
ein ort der
zustimmung offen
handlung:
erreicht einen grad an ÜBERMASS
im heldenlied »edelsteine« »obolus«
den verstümmelungen anheimgegeben
imperfekt:
eine unbestimmte peremptorische
verzerrung
»
in diesem augenblick«
»
sie tragen an dieser klage in aller
schärfe«
rückzug von wort und blick
eine geographie der linien:
schrei
in die
kälte
»vision«
solche zerrissenheit
punkt zwischen den ungewissen
unebenheiten
der umriss erlaubt präzision
in den anstufungen träumerischer reize
als spitze: die arkaden öffnen sich einer
dunkelheit die bestimmend ist
»quetschungen peremptorischer gischt: gefälle«
meeresfragmente
im barock
eine gegenüberstellung
DIE FARBEN
BESTIMMEN EINE OBERFLÄCHE
auf einem durchmesser
dualität
das andere verschwindet
»sie fürchten offenbar die nacktheit nicht«
DAS ERLÖSCHEN DER PERSPEKTIVE
die sonate
zuschauer: den rücken im
barock
: die
landschaft
öffnung
beziffert
das ausscheren der linien
oder komplexität der auflösung
erloschen der glanz
: eine passage ist
offen oder geschlossen
die seite betont die distanz
im wort
der opferung
Pascal Boulanger, »Une Action Poétique« de 1950 à aujourdhui,
Flammarion, Paris 1989 S. 386
»Hier geht es um Poesie, musikalisch ohne Musik, persönlich-unpersönlich, lyrisch nicht lyrisch, auch um eine Poesie, die etwas wie Neutralität erreichen möchte, eine lyrische Objektivität.« Jean Daive