Armando Rojas Guardia
(Caracas 1949 – ebenda 2020)
Schwarzer Grund
Klar und kalt die Dezembernacht
das perfekte Bild meiner Seele:
draußen brennt Caracas, gleichgültig
während ich ein Hohlraum bin
l e i c h t h i n
aus dem die Minuten tropfen.
An nichts denke ich jetzt. Und vermisse nichts
Keine Verpflichtung. Kein Plan
Höchstens diese gewichtlose Ruhe
mit Musik zu füllen (Satie, vielleicht)
dazu langsame Zigarren und Stille
und der schwarze Traum vom Frieden, Leere.
Übersetzt von Hans Thill. Aus: Armando Rojas Guardia. Antología poética.
Fundación Editorial El Perro y La Rana, Caracas 2007.
»Rojas Guardia ist nicht zu trennen von Fleischlichkeit, Vergnügen und Verlangen, er hört nie auf, sich aufs Neue in der Welt niederzulassen und somit besteht er auf einem anderen – oder neu ausgerichteten – Blick auf die Realität.«
Fedosy Santaella
Armando Rojas Guardia wurde 1949 in Caracas geboren und wuchs aufgrund der diplomatischen Ämter seines Vaters in Prag, Haiti und Nicaragua auf. Später studierte er Philosophie in Caracas, Bogotá und Freiburg (Schweiz). Neben seiner Arbeit als Autor war er als Herausgeber und Lehrer tätig und gehörte zu den bekanntesten Dichtern Venezuelas. Seine Laufbahn begann er mit dem 1997 erschienenen Gedichtband Del mismo amor ardiendo (Von derselben brennenden Liebe). Armando Rojas Guardia starb siebzigjährig 2020 in Caracas.
Dank an Geraldine Gutiérrez-Wienken