Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Chris Bezzel
(Wetzhausen 1937 – Hannover 2015)
das ist das letzte wort der philosophie:
fick mich, sophie.
aber sophie strotzt palazzo pitti.
sophie fickt mich nie.
sophia pinkelt.
birgit schrillt.
es ist wahr mit dem schlitten
in münchen glitscht das ei. susanne gleißt
vorbei.
birgit gleitet
weit,
nur shelley spreizt sich,
redet.
sie webt mich:
ihr versteht mich viel besser als ihr
zugebt.
hört endlich auf zu ratten,
braust lieber,
schmaust!
Aus: isolde und tristan. urs engeler roughbook 22, Berlin, Hannover, Linz und Solothurn 2012.
»… eine Welt aus Sprache, die nicht zeigen will, wie sie verknüpft ist, sondern vielmehr, was sie in Beziehung und somit in Gang setzt, nämlich sich selbst innerhalb und durch die Sprache, und gleichzeitig gerade das, ›was alles nur die sprache möglich macht‹.« David Frühauf
Chris Bezzel, 1937 in Wetzhausen geboren, studierte klassische Philologie und Germanistik in Freiburg, Berlin und Erlangen und promovierte über Franz Kafka. Nach Tätigkeiten als Lektor u.a. bei Suhrkamp war er ab 1970 als Schriftsteller tätig. 1987 erhielt er das niedersächsische Künstlerstipendium. Hauptberuflich wirkte er als Professor für Linguistik an der Universität Hannover. Neben wissenschaftlichen Arbeiten, darunter Monographien und Aufsätze zu Wittgenstein und Kafka, verfasste er Prosa und Gedichte (99 Gedichte, Postskriptum Verlag; tristan und isolde, roughbook). Chris Bezzel starb am 3. Februar 2015 in Hannover.