David Meltzer
(Rochester / USA 1937 – Oakland 2016)
Aus: Bellen – eine Polemik
Bellen ist was wir Hunde hier in Dogtown tun
auch scheißen auf die Gehsteige Vorleger Veranden Wege
überall wo neue Schuhe wacker hin treten.
Bellen ist was wir Hunde hier in Dogtown tun
es ist ein Hundeleben
ohne euch können wir nicht.
Ihr Spiegel: wir sind ihr.
Unter eurem Fuß oder auf dem Garagendach.
Ihr lehrt uns sprechen wau wau
für einen Keks tanzen wir für euch.
Ihr zwingt uns durch Reifen
seht unsere Augen als eure Augen
aber ihr habt die Gewehre das Gas das Gift
alle Sachen.
Bellen ist was wir Hunde hier in Dogtown tun
Übersetzt von Hans Thill. Aus: Bark: A Polemic. Capra Press, Santa Monica 1973.
»Sollte das hier Vorgestellte auf den ersten Blick einfach erscheinen – wie das, was Meltzer das ›zufällige Gedicht‹ nennt –, so dürfte man auch seine Warnung nicht vergessen, daß ›Kunst die Dinge klarer, aber nicht einfacher‹ macht, und sein Bestreben als Dichter darin besteht ›über Geheimnisvolles in der Sprache zu schreiben, ebenso durchsichtig und ebenso einladend wie ein Spiegel‹.«
Jerome Rothenberg
David Meltzer wurde 1937 im Rochester / USA geboren und gehörte zu den Vertretern der Beat-Generation. Er trat als Dichter und Musiker auf. 1957 schloss er sich in San Francisco dem Kreis von Schriftstellern um Jack Spicer und Robert Duncan an. Ein Jahr darauf nahm er ein erstes Album seiner Gedichte mit einer Jazz-Combo auf, das Album wurde erst 2006 unter dem Titel David Meltzer: Poet with Jazz 1958 veröffentlicht. Als Poetik-Dozent lehrte er am New College of California. Neben Gedichtbänden verfasste er Essays, erotische Romane und brachte Anthologien heraus wie San Francisco Beat: Talking with the Poets. David Meltzer starb Ende 2016 in Oakland.