Dominik Steiger
(Wien 1940 – Wien 2014)
ZULETZT kommt onkel tom. die pfeife erloschen der
blick groß. er hat im vormonat einen knaben geboren,
als der mississippi unter männern. wochen hat es
gedauert bis das kind erschien. dann fiel onkel vom
kanapee.
er war der älteste am fluß, niemand hatte nichts gesagt.
mit dem schropp im arm ging tom nach tallahassee zum
gouvernör. die leute dort sind fromm zu kindern. er
wurde zum schneider geschickt und ging in generals
kostüm ans ende des mississippi. ich beschreibe später
die seilwinder dort. heute nur die ankunft. pluderhosen
waren die mode, gräten lagen überall. die menschen
vom fluß räumen sie selten weg. niemand stört. ich weiß
noch wie du mir davon erzählt, hat es mir die sehnsucht
wieder gebäht; die war schon lange in ihre asche gekehrt
Aus: ABRA PALAVRA. sieh'n Gummi – All min Euter. Droschl, Graz 2004
»wer mögte das sein? (ich doch nicht)« Dominik Steiger
Dominik Steiger wurde 1940 in Wien geboren und zählte als Literat und Künstler zu den wichtigen Vertretern der österreichischen Avantgarde im Umkreis der Wiener Gruppe und des Wiener Aktionismus. Nach abgebrochenem Studium ging er zur Fremdenlegion, wurde vorzeitige ausgemustert, lebte zeitweise in Frankreich und reiste nach Indien. Erste Gedichte erschienen 1961 im Selbstverlag. In den letzten Jahren erschienen seine Arbeiten überwiegend im Verlag Droschl (Graz / Wien). Er starb im Januar 2014 in Wien.