Stele [griech.] Pfeiler, Säule als Grab- oder Gedenkstein
Die Stelen sind der Anfang einer Sammlung kleiner literarischer „Gedenksteine“ in Form eines Gedichtes jüngst verstorbener Dichter, überwiegend fremdsprachiger, aber auch deutschsprachiger. Ausgangspunkt sind unter anderem aktuelle Todesmeldungen in den poetry news. Idee und Konzept: Hans Thill.
Elfriede Gerstl
(Wien 1932 – Wien 2009)
wer ist denn schon
wer ist denn schon bei sich
wer ist denn schon zu hause
wer ist denn schon zu hause bei sich
wer ist denn schon zu hause
wenn er bei sich ist
wer ist denn schon bei sich
wenn er zu hause ist
wer ist denn schon bei sich
wenn er zu haus bei sich ist
wer denn
Aus:
Wiener Mischung. Texte aus vielen Jahren. Graz, Droschl 1982
Mit freundlicher Genehmigung des Dorschl Verlags
»Die Wiener Autorin Elfriede Gerstl hat sich nur unter Mühen dazu durchringen können, in Wien, der Stadt ihrer Kindheitsschrecken, sesshaft zu werden. Sie hat die heimische Literatur mit eigensinnig-leichthändigen Texten beschenkt: Gedichten zum Beispiel, in denen wie selbstverständlich alle diejenigen Erkenntnisse aufgehoben sind, mit denen die männlich dominierte Avantgarde in den 1950/60er Jahren weitaus großspuriger auftrat.«
Ronald Pohl
Elfriede Gerstl wurde am 16. Juni 1932 in Wien geboren und starb am 9. April 2009 ebendort.
Sie überlebte als jüdisches Kind die Zeit des Nationalsozialismus in Wien in verschiedenen Verstecken. Später studierte sie Medizin und Psychologie. Erste Veröffentlichungen seit 1955. Von 1964 – 1971 Aufenthalte in Berlin. Redaktioenelle Arbeiten etwa für den Falter. Preise unter anderem Georg-Trakl-Preis, Erich-Fried-Preis, Heimrad-Bäcker-Preis.
22.09.2009