Eunice de Souza
(Poona 1940 – Mumbai 2017)
Frauen in der niederländischen Malerei
(für Melanie Silgardo)
Auf ihren Gesichtern liegt die Nachmittagssonne
Sie sind ruhig, nicht dumm,
keine trägen Kühe, sondern schwanger.
Ich kenne Frauen wie diese
nicht nur von Gemälden –
eine Tante, die ihrem Mann nicht widersprach
und zwar nicht, weil sie schlicht war,
und Anna, die Gedichte schreibt
und hofft, daß ihre Avokadosteine
in der Küche keimen.
Ihre Stimme ist aus Honig und Hafer.
Aus dem Englischen übersetzt von Claudia Wenner. Aus: Arvind Krishna Mehrotra (Hg.), Indische Dichter der Gegenwart. Heidelberg, Wunderhorn 2006
»Eunice de Souza's Gedichte haben die Prägnanz, Unvorhersehbarkeit
und Dringlichkeit von Telegrammen.«
Arvind Krishna Mehrotra
Eunice de Souza wurde 1940 in Poona in Indien, Maharashtra, geboren und wuchs in einer goanisch-katholischen Familie auf. Sie studierte englische Literatur und promovierte an der Universität von Mumbai. Neben ihrer Arbeit als Autorin war sie als Dozentin, Schauspielerin und Regisseurin tätig. Sie verfasste Romane, Kinderbücher und Gedichte – so unter anderem die Bände Ways of Belonging (1990), A Necklace of Skulls (2009) und Learn from the Almond Leaf (2016). Regelmäßig schrieb sie für den Mumbai Mirror. Eunice de Souza starb im Juli 2017 im Alter von 77 Jahren in Mumbai.