Husten
Du hustest, du Husten, ohne mich, ich versteh's nicht,
aber du schlägst Wurzeln in mir und in den kaum entworfenen
Gedanken weckst du Hunde im Schlaf, sie bellen
und schlagen Alarm, den keiner hört
in seiner abgekapselten Starre, der Knebel,
der hemmt, um dir zu sagen, ob ich bin,
ob ich war, ob mit einem letzten Keuchen
ein erblühender Ast vor dem Hause wächst,
wie ein grüner Auswurf, der aus Wunden blutet,
wie die Rettung, die von vielen Dornen kommt;
sänge doch der Morgen wieder, überragte
die Lerche dort oben den Schlaf
voller Wirrwarr von Würmern.
Aus: »Docile contro | Fügsam dagegen« Gedichte italienisch und deutsch.
Ausgewählt und übersetzt von Antonella Pilotto, Limmat Zürich 2012.
»Hindermanns Gedichtsammlungen zeigen schon in ihren lakonischen Titeln – ›Quanto silenzio‹, ›Qualche poesia‹, ›Quest'episodio‹, ›Trottola‹ (Kreisel) oder ›Baratti‹ (Tauschhandel) –, dass hier ein Lyriker am Werk ist, der die Sprache mit sparsamer Leichtigkeit und Prägnanz einsetzt und in der präzisen Beobachtung von Dingen des Alltags überraschende Einsichten gewinnt.««
Alice Vollenweider