Franck Venaille
(Paris 1936 – ebenda 2018)
Hier meine Handgelenke schmal genug daß sie denen einer Frau ähneln die man auszieht Ich bin noch Kind trauriger Jugendlicher der nach seinem Vater verlangt Mein schon alter Vater der sich abmüht seinen Koffer zu tragen wenn wir uns unbeschwert wiederfinden Und ich bin dieser geheimnisvolle Sohn der dich so sehr zum Weinen brachte der aber jetzt nach deinen Schreinerhänden ruft Komm zurück Wir werden trinken bis wir uns wiederfinden Bis ich dir gleiche Komm zurück Bring auch deinen Brotbeutel voller Egoismus mit und deine Verachtung für alles was ich liebe Komm eines Abends zurück mein alter Vater Damit ich dein Gesicht suche beim Bahnhofstreff
Übersetzt von Eugen Helmlé. Aus: Eugen Helmlé (Hg.), Résonances.
Französische Lyrik nach 1960, München (P. Kirchheim) 1989.
»Meine Poesie erforscht den Sinn fürs Leben, das Pendel zwischen gut und böse, den Drang zum Heiligen, die Erotisierung der Erinnerung, den kalten Blick auf die Krankheit und daß man Schmerz zufügt aus Eifersucht.«
Franck Venaille wurde 1936 Paris geboren und absolvierte während des Algerienkrieges seinen Militärdienst. In einigen seiner Texte verarbeitete er diese Erfahrungen wie etwa in La Guerre d'Algérie (1978). Einfluss auf sein Werk nahmen die Maler Peter Klasen und Jacques Monory, denen er nahestand. Er gründete die Zeitschriften Chorus (1968) und Mr. Bloom (1978) und arbeitete ab 1994 für France Culture, insbesondere für die Sendung Les Nuits magnétiques. Für sein dichterisches Werk wurde er vielfach ausgezeichnet. Franck Venaille starb am 23. August 2018 in Paris.